Samstag, 26. April 2008

Chile, wir kommen!

Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf in Richtung chilenische Grenze. Von nun an rumpelten wir auf Schotterstrasse weiter. Am Zoll verspeisten wir noch unsere letzten Früchte, die dürfen nämlich nicht mit über die Grenze! Gemüse und Fleisch schmuggelten wir und dank dem, dass der Zollbeamte nichts finden wollte, fand er auch nichts!


Futaleufu

Angeblich internationales Raftingparadies, ist sehr hübsch und zu dieser Jahreszeit absolut nicht mehr touristisch. Als einzige Camper übernachteten wir auf dem Campingplatz eines älteren Ehepaares am See. Chilenische Pesos haben wir uns zwar kurz davor besorgt, hatten jedoch weder eine Ahnung von deren Wert, noch was in Chile so üblicherweise die Preise sind. So vertrauten wir auf die Ehrlichkeit unserer Gastgeber und liessen uns für das fehlende Wechselgeld eine Portion Papas Fritas servieren.


Die Nacht war eiskalt und morgens vermochten uns weder der heisse Kaffee noch das Habermues wirklich aufzuwärmen. Voller Mitleid bat uns die Señora schliesslich in ihre warme Stube vor's Feuer und braute uns einen heissen Maté.

Villa Santa Lucia

Ein wunderschön sonniger Tag neigte sich zu Ende, doch das Ziel unseres Begehrens, Villa Santa Lucia, war noch nicht in Sicht.


Es wurde dunkel und wir wurden müde, doch es galt noch einen zähen und steilen Anstieg zu überwinden. Spannend wird in diesen Momenten der psychologische Aspekt: Da kann sich das Befinden augenblicklich komplett verändern, sobald die Strasse wieder abwärts führt und in der Ferne ein paar Lichter aufleuchten!
Im Hospedaje feierten wir bei einem Nachtessen am Feuer mit einem Wein aus dem Tetrapack unseren 500-sten Velokilometer. Unsere Mitbewohner, drei Isrelis, die per Autostopp unterwegs sind, erzählten uns von ihren Schwierigkeiten jeweils weiterzukommen. Das wundert uns gar nicht. Der "Verkehr" auf der Strasse beschränkt sich auf vielleicht 10 Fahrzeuge, denen man pro Tag begegnet! Das Schöne ist, dass alle hupen und winken und vorallem machen sie immer freundlich grosse Bogen um uns.

La Junta

Von jetzt an rollen wir auf der legendären "Carretera Austral".


Nach La Junta beginnt der Regenwald und wenig später auch das Regenwetter. Beeindruckend sind vorallem die Dichte der Vegetation und die riesengrossen Nalca-Blätter (eine Art Rhabarber) die hier wachsen.


Puyuhuapi

In Puyuhuapi erwartete uns ein Empfangskomitee: wieder zwei Israelis, die vergeblich auf Transitverkehr warteten. Sie waren beeindruckt von unserer Art zu Reisen und kochten uns gleich auf der Brücke vor dem Dorf Kaffee.

Die Suche nach einer Bank endete in einem der zahlreichen Supermercados. Geld gibt's da jedoch nur für den, der auch ein chilenisches Konto hat. Travellers Cheques? Nada! Argentinische Pesos? Wo denkt ihr hin? Dolares? Bueno! Zum Glück haben wir eine so grosse Auswahl an Zahlungsmitteln!

Quelat Nationalpark

Nach einem Tag Pause nahmen wir trotz Regenwetter wieder die Carretera unter die Räder. Allerdings nur für etwa 5 Kilometer. Da war die Strasse wegen Sprengarbeiten gesperrt. Doch es gibt viele Möglichkeiten eine Stunde Wartezeit zu überbrücken: Reiseführer lesen, Velokette putzen, Schrauben anziehen und Schoggi essen zum Beispiel!


Die Weiterfahrt gestaltete sich nicht ganz einfach: die Strasse war teils durch den Regen, teils durch die Bauarbeiten in desolatem Zustand. Kein Wunder, dass Katja mitten in den Matsch plumpste, als sich ihre Klicks wiedermal nicht lösten als sie im tiefen Sand steckenblieb...


Unterdessen gesellte sich eine Hündin zum wartenden Didi. Sie schien beschlossen zu haben, von nun an zu uns zu gehören und begleitete uns die nächsten dreieinhalb Tage.

Wir befanden uns im Quelat Nationalpark, wo's einen schönen Hängegletscher geben soll. Vergeblich haben wir nach diesem gesucht, denn der Nebel hat ihn verschluckt.


On Top of unendlich vielen Haarnadelkurven stellten wir abends in strömendem Regen unser Zelt in den Matsch. Unser armer Hund rollte sich daneben zusammen und wartete, bis wir morgens wieder aufbrachen. Mit einer langen Abfahrt wurden wir nun für die Strapazen des Vorabends belohnt.

Villa Amengual

So hiess unser nächstes Ziel. Ein Strassenarbeiternest, welches vor allem damit imponierte, dass die Strasse kurz vor dem Dorf wieder geteert und bei der Einfahrt sogar zweispurig war.


Pflotschnass und dreckig kamen wir in einem Hospedaje unter und wärmten uns am Feuer auf. Wir legten einen Wasch-, Putz-, Flick- und Trocknungstag ein. Als wir kurz vor der Abfahrt aus dem Supermercado zu unseren Velos zurückkamen, warteten da nebst "unserem" Hund nun auch noch Katzen und Hühner auf uns. Wir kamen uns vor wie die "Bremer Stadtmusikanten". Obwohl er nochmals mit uns startete, verlor uns unser Hund an diesem Tag, nachdem er ca. 120km hinter uns hergerannt war. Auf der von nun an wieder geteerten Strasse waren wir ihm einfach zu schnell.


Manihuales

Vom Regenwald kamen wir nun in eine Gegend mit viel Weideland. Kühe, Schafe und Pferde grasten abseits der Strasse. Einige Kilometer nach Manihuales fanden wir ein schönes Plätzchen zum Zelten. Draussen in der Einsamkeit vor einem Wochenendhäuschen mit fliessendem Wasser im Garten. Gerade, als wir frierend unsere heisse Pasta genossen, fuhr Louis (der Besitzer des Häuschens) vor. Wir fürchteten schon, er würde uns vertreiben! Er jedoch hatte Mitleid mit uns und bot uns an, in seinem Häuschen zu übernachten. Er machte uns ein Feuer und meinte, wenn man gut zu den Menschen sei, komme alles irgendwann zurück. Wir konnten unser Glück kaum fassen! Das wäre bestimmt eine sehr kalte Nacht geworden im Zelt. Da er nichts von uns wollte, schenkten wir ihm zum Dank unsere letzte schweizer Lindt-Schoggi und ein Taschenmesser.


Coyhaique

Das Kontrastprogramm der Gastfreundlichkeit erlebten wir tags darauf in Coyhaique. Auf der Suche nach einer Unterkunft wurden wir beim vierten Hospedaje aufgenommen. Wohlverstanden das teuerste seit langem und Extraservices wie eine Flasche heisses Trinkwasser oder die Benützung der Küche kosteten auch extra. WC-Papier gab's auch auf Nachfrage keines und das "agua caliente" der Dusche war eiskalt.

So wurden unsere Erwartungen an das lange nicht mehr erlebte Grossstadt-Feeling herbe enttäuscht. Die absoluten Höhepunkte von Coyhaique waren für uns letztlich der enorme Supermercado mit einem mit der Schweiz vergleichbaren Sortiment und das "Filete de lomo" in einem herzigen Restaurant.

Nationalpark Cerro Castillo

Mit viel Rückenwind brausten wir tags darauf weiter. Nach einer strengen Bergfahrt erreichten wir einen wunderschönen, verlassenen Campingplatz mit Feuerstelle, Holz und Tischen mit Bänken. Am Lagerfeuer genossen wir einen romantischen Abend im Freien.


Bei strahlendem Sonnenschein radelten wir am nächsten Morgen auf den höchsten Pass (Ibañez Pass, ca. 1120 m.ü.M.) der gesamten Carretera Austral und unserem 1000-sten Velokilometer entgegen.


Puerto Ibañez

Hier kauften wir uns bei der Firma "Mar del Sur" Tickets für die Fähre über den Lago General Carrera nach Chile Chico. Deren Filiale befindet sich im Wohnzimmer eines älteren Ehepares, welches nebenbei auch noch ein Hospedaje führt. So nahmen wir uns auch gleich ein Zimmer.

Um unsere Kilometer-Schnappszahl, unseren bisher höchsten Pass und den Geburtstag unseres Patenkindes Ronja zu feiern, beschlossen wir, auswärts zu essen. Das Restaurand welches wir fanden war dunkel, jedoch mit "abierto" und "tocca el timbre" angeschrieben. So läuteten wir und tatsächlich öffnete uns eine freundliche Senora die Tür. Natürlich kocht sie uns etwas! Menü 1: Fleisch mit Reis und Gemüse und Salat. Als "Postre" gab's Himbeergelee. Auf unsere Frage nach Wein antwortete sie, sie gehe uns gleich einen kaufen. Dies übernahm dann Didi für sie. Wir genossen den Abend in dem so authentischen Ambiente sehr und es machte uns Spass, mit dieser liebenswerten Senora unser Spanisch zu praktizieren.

Chile Chico

Morgens um 10 fuhr unsere Fähre nach Chile Chico, der "ciudad del sol". 2,5h schipperten wir über den See und landeten an einem friedlichen Fleckchen Erde.


Carlos, ein freundlicher Mann, warb am Hafen für sein Hostal und schliesslich zogen wir auch bei ihm ein. Wir wurden herzlich mit Mate empfangen und geniessen eine erholsame und unterhaltsame Zeit in gemütlicher Atmosphäre, bevor uns die Reise wieder zurück nach Argentinien führt.

"just a snack"

Quantität vor Qualität

Da das Essen für uns als Veloreisende einen hohen Stellenwert einnimmt, widmen wir diesem Thema einen eigenen Eintrag in unserem Tagebuch. Die Kalorien, welche wir während des Tages auf dem Velo in Bewegung und Wärme umwandeln, müssen wir in Form von Nahrung wieder zu uns nehmen. Und es stimmt also, dass man sich regelmässig am späteren Nachmittag Gedanken über den abendlichen Menüplan macht.


Leider übersteigen die benötigten Mengen diejenigen des Normal- oder Bustouristen, was oft zu Unzufriedenheit bei uns oder den Gastgebern führt. Zwei Brötchen und ein Kaffee reichen uns nun mal nicht aus, um die bevorstehende Tagesetappe bewältigen zu können. Bietet zum Beispiel ein Hostel Übernachtung inkl. Frühstück an und fragen wir dann nach mehr Brot, klingt das in den Ohren des Gastgebers, als wäre sein Service unzureichend.

Falls wir unser Tagesmenü selber zusammenstellen, sieht das etwa folgendermassen aus: zum Frühstück gibt es Speck und Spiegelei, Gonfibrot, Joghurt, Kafi und Orangensaft, ev. Müesli, Käse oder Habermues. Während des Tages dann verpflegen wir uns für die schnelle Zuckerzufuhr mit Früchten (Bananen, Äpfel, ev. Pflaumen), 200gr. Schokolade pro Person, Getreideriegeln und ev. Salznüssen, Dörrfrüchten und Guetsli. Wir legen nur kurze Pausen ein, da man feucht vom Schweiss beim patagonischen Wind schnell zu frieren beginnt. Zum Nachtessen wechseln wir dann Pasta, Reis, Kartoffeln und Polenta ab, begleitet von einem Salat. Die Mengen eines Nachtessens können für 2 Personen z.B. so aussehen:

400 gr. Pasta
500 gr. Pouletfleisch
1 gr. Büchse Pilze
Rahm fürs Sösseli

Salat bestehend aus:
2 Tomaten
2 Avocado
1 Peperoni

(+ eine Flasche Wein, falls verfügbar)


Nicht selten haben wir nach dem Nachtessen noch Lust auf einen Dessert wie Schokolade, eine Büchse Pfirsichhälften, ein Pack Guetsli, ... Apropos Schokolade: unser Favorit hier heisst "Sahne Nuss", eine Milchschokolade mit Mandeln und ist ein Nestléprodukt. Es weiss hier zwar niemand, wass Sahne und Nuss bedeutet, die Schokolade erhält man jedoch überall.

Die Trinkflaschen für unterwegs füllen wir mit Wasser und reichern dieses mit Elektrolytpulver an. Nachdem der mitgebrachte Vorrat aufgebraucht war, hat sich Didi im Supermarkt Nachschub besorgt. Das Pulver entpuppte sich jedoch als Milchshake, was dafür mit Milchpulver kombiniert im Müesli vorzüglich schmeckt.


Angebot

Auch in kleinen Dörfern findet man problemlos 5 Supermercados, welche oft gleichzeitig noch Hostel, Bank oder Postamt sind. Das Produkteangebot ist jedoch in allen Geschäften fast genau das selbe und beschränkt sich auf Grundnahrungsmittel (Pasta, Reis, Mais, Linsen), Gemüse (Tomaten, Gurken, Rüebli, Avocado, Kartoffeln, Zwiebeln), Früchte (Äpfel, Bananen, ev. Pfirsich / Pflaumen / Trauben), eine Sorte Tomatensauce, Konserven (Bohnen, Thon, Muscheln, Pfirsich) sowie ein riesen Gestell mit Chips und Guetsli.

Brot sucht man vergebens in den Supermercados. Die gibts entweder in den Panaderias (Bäckereien), wo es genau ein Typ Brot gibt, welches demjenigen eines Hamburgerbrötchen ähnelt. Nicht selten wird man von den Verkäufern im Supermarkt auch auf die Nachbarin verwiesen, die gelegentlich selber Brot bäckt...

Die Kaffeekultur in Chile sowie in Argentinien besteht aus Nescafe, welchen man überall erhält und ohne Milch, dafür mit Zucker geniesst.

Falls man in einem Restaurant auf dem Land oder in einem Hostel von der Gastgeberin bewirtet wird, gibt es oft keine Speisekarte. Man isst, was auf den Tisch kommt. Und das schmeckt eigentlich immer gut, vor allem wenn man Hunger hat. Es kommt auch vor, dass die "Wirtin" das Restaurant auf Verlangen öffnet, ein Feuer im Schwedenofen entfacht und ein Teller mit Menü 1 in die Mikrowelle schiebt.

Samstag, 12. April 2008

Von Chacra Millalen bis Esquel

Katjas Velohelm - zweiter Teil


Unverhofft hat bei einer Anprobe in einem anderen Velogeschaeft in El Bolson der einzige ausgestellte Velohelm gepasst, zumindest physikalisch. So konnten wir mit gutem Gewissen die naechste Etappe starten.






Chacra Millalen
Von Mac erhielten wir die Adresse der Chacra Millalen. Dies ist eine einfache Estanzia, welche von einer ausgewanderten Schweizerin und ihrem argentinischen Mann betrieben wird. Die Familie lebt vom Verkauf ihrer biologischen Gemuese und Fruechte, von beherbergten Gaesten und vom Englischunterricht, welcher an einige Kinder erteilt wird. Wir wurden herzlich empfangen (mit einem Glas frisch gepresstem Most) und logierten in einem einfachen Zimmerlein ueber der Kueche. Das Bett erinnerte Didi an das waehrend seiner Kindheit: es stand ebenfalls mit einer Ecke auf einem Backstein, weil irgendwann durch heftiges "Gumpen" ein Bein verloren ging.



Da es am folgenden Tag aus Kuebeln goss, nutzten wir diesen zum Ausspannen, Tagebuch und Karten schreiben sowie fuer kleinere Reparaturarbeiten.


Zwischendurch konnten wir uns beim Auflesen von Baumnuessen rund ums Haus nuetzlich machen. Vor der Weiterreise kauften wir der Gastgeberin noch ein Vollkornbrot ab und fuellten unsere Flaschen mit frischem Most.

Die naechste Etappe fuehrte uns bei traumhaftem Radelwetter durch eine gebirgige Landschaft in die Weite Patagoniens. Unzaehlige Straeucher mit knallroten Hagebutten bildeten den "roten Teppich" entlang dieser Route und am Horizont waren die Gipfel der Andenauslaeufer wie mit einem weissen Zuckerguss ueberzogen.



Kurz vor dem Eindunkeln sahen wir uns nach einem geeigneten Schlafplatz um. Katja meldete den Wunsch an, dieser moechte doch bitte an einem Baechlein gelegen und von einigen Baeumen umgeben sein. Wie es der Zufall wollte, winkte uns ploetzlich ein Mann am Strassenrand auf sein Grundstueck. Er bot uns einen Platz zum zelten an und noch bevor wir unsere verschwitzten Kleider wechseln konnten, bat er uns auch schon in seine einfache Huette, wo er fuer uns ein Feuer am Cheminee entfacht hatte. Erst hier merkten wir, wie kalt es eigentlich war und wir sassen vor dem Feuer wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum. In der Zwischenzeit kochte er fuer uns einen waermenen Mate, welchen wir feierlich kreisen liessen.



Wir hatten zwar ziemlich Muehe, Atilio, so hiess der herzliche Mann, zu verstehen. Ob dies an unseren Spanischkenntnissen oder an seinen mangelnden Zaehnen lag, wissen wir nicht. Er erzaehlte uns, dass er in seiner Behausung gegen die Uebernahme dieses Gelaendes durch die Firma Benetton protestiert, welche sich grosse Teile dieser Gegend (z.T. ohne rechtliche Grundlage) aneignet mit dem Ziel, die Bodenschaetze wie Gold und Silber abzubauen. Atilio ist Mapuche, wie die "Urbevoelkerung" von Argentinien heisst und wir erfuhren viel interessantes ueber ihre Kultur.
Schliesslich luden wir ihn zum Znacht ein, welches wir auf seinem Herd zubereiten durften und der Gemuesereis aus der Fahrradkueche reichte auch fuer drei hungrige Maeuler aus.


Nach einer eiskalten Nacht im Zelt (das Wasser in den Bidons war gefroren) bedankten wir uns bei Atilio mit einer Tafel Schweizer-Schoggi und nahmen die restlichen 85km bis Esquel in Angriff. Dass dieser Tag trotz des schoenen Wetter zum haertesten dieser Woche werden sollte, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber der Gegenwind waehrend der gesamten Strecke nagte an unseren Reserven. Didi fragte sich im Geheimen, wie lange es bis zur Kapitulation von Katja noch dauern wuerde, doch diese blieb hart.
Ohne grosse Diskussion einigten wir uns auf eine Uebernachtung im Hostel und fuer ein Nachtessen im Restaurant, sprich ein saftiges "Bife de Lomo". Die Suche nach einer geoeffneten Unterkunft war aber ebenfalls zaeh, denn der Bauch knurrte ("Blues"), die Beine schmerzten und die Nacht dunkelte.
Da es am naechsten Tag nicht nur regnete sondern auch zu schneien begann, waren wir nicht ungluecklich ueber die so entstandene Pause. Wir brachten die Waesche in die Lavanderia und stockten unsere Vorratskammer auf.


Bereits nach einer Woche radeln stellen wir fest, dass des Radlers Magen etwas mehr Kalorien wuenscht als ein normaler. So kam's, dass Didi nach dem knappen Fruehstueck im Hostel auf das Caramel-Koepfli im Kaffe noch einen Hamburger bestellte.

Dienstag, 8. April 2008

Start auf zwei Rädern

Endlich. Die Schulzeit ist zu Ende und wir dürfen raus in die grosse weite Welt! Wir denken, dass wir mit dem gelernten Spanisch auf dem südamerikanischen Kontinent über die Runden kommen werden. No problemo!

Nach einer durchgefeierten Nacht am Freitag nutzten wir den verregneten Samstag, um nochmals genügend Schlaf und Energie für unsere Abreise auf 2 Rädern zu tanken. Auch unsere Ausrüstung wurde geprüft, die Vorratskammer gefüllt und die Speckreserven beim Abendessen von Gisela auf-briggiert.

Nachdem wir uns am Sonntag von Gisela und den Mitstudenten verabschiedet hatten, schlugen wir den Weg Richtung El Bolson ein, welches etwa 2 Tagesetappen südlich von Bariloche liegt. Das Fahren mit beladenem Rad war anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig, zumal der Wind von allen Seiten blies.

Dass zu nahes Windschattenfahren tückisch sein kann, merkte Katja spätestens dann, als sie nach einem "Pürzelbaum" im Strassengraben zu liegen kam. Bei diesem Missgeschick ging leider ihr "Velohenn" in die Brüche und auch die Ortlieb-Tasche litt beträchtlich. Glücklicherweise hat Katja den Sturz unbeschadet überstanden.


Unser Nachtlager stellten wir versteckt im Gebüsch etwas abseits der Hauptstrasse auf, so dass uns die Besitzer des Privatgrundes nicht entdecken konnten. Bei Nieselregen schlemmten wir die Nüdelis al Pomodoro und schlüpften gerne in die Penntüten.


Der zweite Tag wahr schon einiges ringer und wir legten die noch verbleibenden 50km bis nach El Bolson ohne grosse Anstrengung zurück. Die Strasse führte uns zuerst durch eine hügelige mit Wald überwachsene Gegend, wand sich in grossen Schlanngenlinien über einen kleineren Pass bevor sich das Tal öffnete und wir die Abfahrt nach El Bolson geniessen konnten.


Unser erstes Projekt in diesem Städtchen war, die Velotasche von Katja wieder zu reparieren, welche temporär bei Didi mitfahren durfte. Dies erschien uns als rechte Herausforderung, da der Velohändler mit Velotaschen nichts anfangen konnte und der Automechaniker keine Idee hatte, wie das Ding zu reparieren wäre und überhaupt: "No tengo tiempo!". Wir merkten, dass hier Eigeninitiative gefragt war und Didi schnitt beim Schlosser ein paar Metallstücke zurecht, welche uns schliesslich ein Werkzeugmacher zusammenschweisste und mit ein paar Löchern versah. Der freundliche Typ nahm auch das Ragusa dankend entgegen, welches wir ihm zum Dank überreichten.
Jetzt galt es noch, eine Lösung für den angeschlagenen Velohelm zu finden. Beim Händler fanden wir kein passendes Model (Anmerkung vom Didi: welches farblich zu Katjas Dö-Piece gepasst hätte) und auch an Katjas Kopf schmiegte sich kein einziger Helm an wie der alte. Wir werden nochmals darüber schlafen, maniana...

Freitag, 4. April 2008

Wanderung zum Refugio Frey und Jakob


Wir spielten doch schon ungefähr eine Stunde "ich seh etwas, was Du nicht siehst" (I spy with my little eye...) und schlugen bald Wurzeln am Strassenrand, als dann doch noch der Bus nach Villa Catedral anrollte. In Begleitung von unseren WG-Gschpändlis Ellen und Daven wanderten wir bei schönster Abendstimmung hinauf zum Refugio Frey, einer herzigen Steinhütte an einem kleinen See.


Leider konnte Didi auch nach halber Seeüberquerung keine mehr als knietiefe Stelle finden und so gabs für Katja nur eine "Katzenwäsche". Unsere nasse Unterwäsche hängten wir feinsäuberlich vor dem Refugio zum trocknen auf. Drinnen an der Wärme, was sieht unser Auge: zwei Jasser! Daniela und Chrigel aus Rüti! Nach einem Teller heissersehnter Spaghetti bolo konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, ein "Jässli" mitzumachen.


Der Morgen überraschte uns mit dickem Nebel, doch wir liessen uns nicht beirren und machten uns in neuer Gesellschaft von Sophie, einer französischen Ärztin auf den Weg richtung Refugio Jakob. Sophie war ganz lustig und brachte uns unterwgs mit halsbrecherischen Yoga-Übungen zum lachen. Einziges "Problem": Sie war sehr redefreudig und definitv KEIN "Walkie-Talkie"...!


Der Nebel war hartnäckig und zum Glück wissen wir nicht wirklich, was wir verpasst haben! Auf jeden Fall haben wir uns bei einem Anstieg verlaufen und sind sicher fast eine Stunde hin und her geirrt bis wir den Gipfel erreichten. Nach einer Geröllhalden- Schlittelpartie öffnete sich ein grünes Tal und schliesslich verzog sich auch der Nebel ein wenig. Kaum hatten wir den letzten Gipfel unserer Etappe erreicht, vertrieben die Sonnenstrahlen auch noch die letzten Schwaden und gaben die herrliche Aussicht auf das Ziel unseres Begehrens sowie auf das ganze umgebende Panorama frei. Diesen Moment galt es zu geniessen! Doch: oh Schreck! Haben wir tatsächlich unsere Unterhosen an der Fassade des Refugio Frey hängen lassen?!? Tja, mit Verlust muss man ja bekanntlich rechnen...!


Im Refugio Jakob wurden wir wärmstens empfangen und genossen gleich mal ein Bad im 13° kalten Bergsee (gemessen mit Chrigels Thermometer!). Katja hält es mittlerweile übrigens am längsten aus im kalten Wasser!


Die letzten Sonnenstrahlen vermochten uns auch nicht mehr aufzuwärmen und so drängten wir uns wenig später um den Holzherd in der Küche des Refugios. Bei Gesang und Gitarre warteten wir sehnsüchtig auf unser feines 3-Gang Menü. Zwei Argentinier sassen an unserem Tisch und wir hatten es ganz lustig. Natürlich gabs auch noch eine Jass-Revanche mit Daniela und Chrigel. Fazit: 1:1 und wir müssen das endgültige Resultat 2009 in der Schweiz ausjassen!


Am Morgen wurden wir von einem feinen Frühstück mit riiiesengrossem Kaffee überrascht. Kurz nach einem Gaucho mit seinen 4 Pferden machten wir uns dann auf den Weg: 18km Downhill in 3 1/2 Stunden, schliesslich sollte Ellen ja noch ihren Flug nach Buenos Aires erwischen!


Fast schon unten, die niederschmetternde Erkenntnis: minus ein wertvolles Mikrofaser-Handtuch! "Nur nicht aufregen" heisst die Devise und wacker weiterwandern! An der Strasse zur Bushaltestelle lädt uns unser Gaucho, der mittlerweile seine Pferde gegen einen Pickup eingetauscht hat auf und fährt uns die letzten Kilometer bis zum Bus. Das war wirklich lustig!!


Mittwoch, 2. April 2008

Osterwanderung

Allen Erwartungen zum trotz hatten wir sensationelles Osterwetter. Wie bei uns "slow motions" so üblich, erreichten wir per Bus den Startpunkt unserer 2-tägigen Wanderung etwas später als geplant. Einem Katzensprung ähnlich erschien uns die Distanz zum ersten "Refugio", wie sie die Berghütten hier nennen.


Der Aufstieg zum traumhaften Gipfel "Puntas Negras", wo wir mit einer 360º Panoramasicht über den See "Nahuel Huapi" und die ersten 4000-er der Anden belohnt wurden, erwies sich schon als einiges anspruchsvoller. Geröllhalden und kleine Kletterpartien machten die Wanderung zu einem eindrucksvollen Bergerlebnis. Indem Katja in entscheidenden Momenten nicht rückwärts schaute, schaffte sogar sie die "heiklen" Stellen... (Gruss an Mami!).



Überglücklich sprangen wir am Ziel unserer Etappe erstmals ins kühle Nass der "Laguna Negra". Nicht, dass es Katja keine Überwindung gekostet hätte, aber der "Gruppenzwang" trug seinen Teil dazu bei... ("Meine Schwester würde auch nicht rein.")



Jedenfalls tat's gut und wir konnten erfrischt unsere wohlverdiente Pizza geniessen. Wir machten flotte Bekanntschaften und es wurde bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert. Das Refugio war übervoll und so hatten wir das spezielle Vergügen, unsere Schlafsäcke auf dem harten Holzboden des Essraumes auszurollen! Im wahrsten Sinne des Wortes "zwischen Stühlen und Bänken" erwachten wir morgens mit schmerzenden Knochen (vorallem die, welche keinen "vorigen" Speck auf den Rippen haben... armer Didi!).


Wie die Eidechsen genossen wir auf den Felsen vor der Hütte noch ein weilchen die Sonne. Eine "flip-flop"- Wanderung führte uns zurück zur "Colonia Suiza", einer jahrmarktähnlichen Ansammlung von Hütten, an der einen nur das "Heidi"- Restaurant ansatzweise an die Schweiz erinnert.