Freitag, 27. Juni 2008

Pucon und die Thermen

Panguipulli

Nachdem wir uns von unseren lieben Gastgebern verabschiedet hatten, verliessen wir die Ruta 5 wieder und steuerten erneut richtung Seen, diesmal nach Panguipulli am gleichnamigen See. Bei herrlichem Herbstwetter - es kam uns jedenfalls so vor, die Baeume hatten rotes Laub und die Temperaturen erlaubten radlen im T-Shirt - durchquerten wir die huegelige Landschaft, die uns sehr an die Schweiz erinnerte. Auf den Feldern weideten Kuehe und der Rauch aus den Kaminen der Huetten am Strassenrand stieg uns in die Nase... In Panguipulli blieben wir fuer eine Nacht, bevor wir wieder in die Naehe der Vulkane kamen.

Lago Calafquen

Der Lago Calafquen dient der Stromgewinnung und wir passierten das eindrueckliche Kraftwerk, bevor wir den See vorwiegend auf Naturstrasse an einem Tag wie aus dem Bilderbuch umradelten.


Wir hatten einen so grossen Nachholbedarf an Waerme, dass wir an einem geeigneten Platz ueber eine Stunde unsere Glieder in die Sonne streckten und die Aussicht auf den See und die dahinter liegenden schneebedeckten Vulkane Villarrica und Quetrupillán genossen. Uns wurde bewusst, dass dies seit unserer Abfahrt in Bariloche vor knapp 3 Monaten das erste Mal ist, dass wir uns im T-Shirt ausruhen konnten, ohne gleich frieren zu muessen.



Als weiteren Meilenstein ueberschritt (fuer TCBs: erreichte) unser Tachometer heute die 3000-er Grenze, was unsere Gluecksgefuehle noch etwas steigerte.


Wir passierten das Dorf Coñaripe und erreichten bei der Daemmerung Lican Ray, wo wir unser Nachtlager einmal mehr in einem eiskalten Cabaña bezogen. Der Besitzer gab sich jedoch Muehe, mit dem feuchten Holz im Ofen ein einigermassen warmes Feuer zu entfachen.


Pucon

Tags darauf tauschten wir den Lago Calafquen gegen den Lago Villarrica ein, welcher aber bei weitem nicht mehr so idyllisch war. Die Kuestenstrasse war gespickt von Verkehr, Hostels, Cabañas, Tennisplaetzen und anderen Touristenatraktionen, dass wir uns die Einsamkeit zurueckwuenschten. Einzige Entschaedigung war der Blick auf den stolzen Vulkan Villarrica, welcher noch heute aktiv ist, staendig eine Rauchwolke auspufft und gelegentlich sogar etwas Lava spuckt.


In Pucon erkundigten wir uns ueber die Lage, Preise und Art der umliegenden Thermen und checkten im Hospedaje Lucia ein, einem sehr gemuetlichen und sympathischen Ort. Bereits am naechsten Morgen legten wir los zu einem 2-taegigen Ausflug zu einem dieser Baeder.

Thermas Los Pozones

In der Gegend um Pucon findet man rund 9 verschiedene Thermen, welche in mehr oder weniger natuerlichem Zustand belassen wurden. Wir entschieden uns fuer die 35km entfernten Thermas Los Pozones, welche kein zugehoeriges Hotel haben und uns am schoensten erschienen.

Am Nachmittag verliessen wir dann Pucon und fuhren richtung Nationalpark Huerquehue (ist im Fall kein Schreibfehler, wir wissen auch nicht, wie man das ausspricht...). Etwa 2km vor den Thermen befindet sich ein simpler Campingplatz, welcher zur Zeit zwar von Schafen bewohnt ist. Da wir am liebsten aber direkt neben dem warmen Wasser zelten wollten, fuhren wir weiter bis zum Eingang der Therme, wo auch der Eintritt entrichtet werden muss.

Die Dame am Empfang hatte jedoch gar kein Musikgehoer fuer unsere Absicht, innerhalb des Areals zu zelten. Lediglich auf einer Art Parkplatz vor dem Eingang koennten wir gegen ein Entgeld unser Nachtlager errichten. Da es auf diesem Platz jedoch weder fliessend Wasser noch eine Toilette gab, probierten wir vergeblich, den Preis zu senken. Schlussendlich (mehr gepeinigt von der aufgekommenen Kaelte und vom Hunger) bezahlten wir und kochten unser Abendessen, bevor wir in unsere Badeklamotten schluepften (Didi musste sich in Pucon noch ein Paar Badeshorts kaufen, da seine in der Schweiz geblieben sind...)

Im Dunkeln und mit Stirnlampen bewaffnet stiegen wir ins "Tobel" hinunter, wo wir unser Rucksack in einem Holzverschlag deponierten. Von dort aus konnte man sich entlang des Flusses in 6 verschieden warme Baeder setzen, welche von Natursteinen ummauert und mit Kies grundiert waren. Die Temperaturen variierten zwischen 20 und 42 Grad und wir genossen es extrem, unsere Koerper so richtig aufheizen und aufdunsen zu lassen, zumal wir genau die einzigen Badegaeste waren in diesem Moment. Ueber uns die kristallklare, eiskalte Nacht, nebenan der rauschende Bergbach und wir inmitten der dampfenden Thermen, traumhaft.



Von der Muedigkeit uebermannt und mit schweren Beinen stiegen wir 3 Stunden spaeter aus dem Wasser und kletterten die Treppe hoch zurueck zu unserem Zelt. Vermutlich sind wir noch nie so schnell eingeschlafen, nachdem wir in unseren Schlafsaecken lagen.

Wie die Baeder wirklich ausgesehen haben, erkundeten wir erst am naechsten Morgen, als wir nochmals ins Tal hinabstiegen und das Ganze bei Tageslicht betrachteten.


Der Abstecher zu diesem Ort hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir kehrten zurueck nach Pucon, wo wir erneut im Hospedaje Lucia ein Zimmer bekamen. Hier kamen wir dann endlich dem dringend noetigen Beduerfnis nach, unser Blog zu aktualisieren. Auch etliche Kleider wollen gewaschen und genaeht werden.

Das Seengebiet

Ensenada

Wir verliessen Puerto Montt bei schoenstem Sonnenschein. Diesmal fanden wir den Weg aus der Stadt auf Anhieb und fuhren, uns durch den regen Stadtverkehr schlaengelnd auf die ruhige Ueberlandstrasse und nach Puerto Varas, ein touristisches Staedtchen, wunderschoen gelegen am Llaquihue- See. An der Seepromenade machten wir eine Zvieri-Pause und genossen die waermende Sonne.



Das Seengebiet war im 19. Jahrhundert das Hauptansiedlungsgebiet der deutschen Auswanderer. Deren Spuren erkennt man heute noch deutlich an Hospedajes mit Namen wie "Tante Puppe" oder "Blumenau" und an Tafeln, die an der Strasse auf den Verkauf von "Kuchen" und "Strudel" hinweisen.

Alles dem Llanquihue-See entlang fuhren wir weiter durch sehr gruene, huegelige Landschaft bis wir abends das kleine Nest Ensenada erreichten. Wuerden nicht im Hintergrund die weissgezuckerten Vulkane Osorno und Calbuco majestaetisch in den Himmel ragen, koennte man tetsaechlich meinen, man waere irgendwo im Schwarzwald.

Die Suche nach einer Unterkunft in Ensenada gestaltete sich nicht ganz einfach. Erst als es schon dunkel und ziemlich kalt war, fanden wir ein "Cabaña" zum Wucherpreis, mit fliessend kaltem "Agua caliente" und einem Holzoefeli, welches das hohe Huettli nie vollstaendig aufzuheizen vermochte.

Entre Lagos

Am naechsten Morgen stiegen wir in unsere vom Vortag noch feuchten, kalten Kleider und fuhren nun der Osteite des Llanqihue-Sees entlang durch einsames, waldiges Gebiet mit immer wieder schoener Aussicht auf den See und die Vulkane Osorno und Calbuco.

Wiederum machten wir eine Zvieri-Pause an der Sonne und genossen es, mal anhalten zu koennen ohne gleich zu erfrieren oder weggewindet zu werden.


Am Lago Rupanco vorbei kamen wir ueber eine einsame, schnurgerade Strasse, welche beidseits von hohen Hecken gesaeumt war, nach Entre Lagos am Lago Puyehue. Didi hatte kurzfristig den "ohne Aussicht geradeausfahr-Koller", doch der war schnell vergessen als wir im Hospedaje von Doris nach einem heissen Kaffee ein Zimmer mit eigenem Gasofen bekamen. All dies, zusammen mit einer mal wirklich heissen Dusche, hatte fuer uns einen Hauch von Luxus.

Rio Bueno

Nachdem Didi Doris ein altes Schweizer Zehnernoetli fuer ihre auslaendische Muenzensammlung geschenkt hatte, beglueckte sie uns im Gegenzug mit einer Dose ihrer superfeinen, selbstgemachten Hagebuttenconfi, bevor wir uns wieder auf die Strasse machten. "Ruta de Tierra" (Erdstrasse), wie Doris dies ziemlich trffend genannt hat, denn "Ripio" (Kies) konnte man das nicht mehr nennen.


Es war eine rechte Schlammschlacht und zwischendrin mussten wir sogar unsere Zahnkraenze reinigen, da der Matsch der sie verstopfte das Schalten unmoeglich machte.


Als wir schliesslich voellig verdreckt Rio Bueno erreichten, suchten wir als erstes eine Tankstelle auf, wo wir unsere Bikes samt Gepaeck erst einmal abspritzten. Rio Bueno ist absolut nicht touristisch und dementsprechend gestaltete sich die Suche nach einer Unterkunft nicht so einfach. Die Leute auf der Strasse waren jedoch sehr hilfsbereit und zweimal begleitete uns gleich einer zu einem Hospedaje das er kannte. Bei der dritten Anlaufstelle stimmten dann Preis und Leistung. Wir bekamen ein "Cabaña" mit Heizung und durften in der Kueche unserer Gastgeber kochen.

Ruta 5

Nach einem Pausentag, den wir mit ausschlafen, waschen und schreiben verbrachten, machten wir uns auf zur Ruta 5, wie der Abschnitt der legendaeren Panamericana hier heisst. Die Ruta 5 ist eine Autobahn, war jedoch auf dem breiten Pannenstreifen bei spaerlichem Verkehr ueberraschend angenehm zu befahren. Scheinbar ist es hier auch nichts Aussergewoehnliches, dass man per Fahrrad auf der Autobahn unterwegs ist. Es gibt auch Bushaltestellen, von und zu denen die Leute sogar zu Fuss ueber die Strasse spazieren und die Polizisten konzentrierten sich auf die Fahrzeugkontrolle und nahmen kaum Notitz von uns. An der Zahlstelle zwaengten wir uns zwischen der Barriere und der Abschrankung hindurch und da uns niemand aufhielt, gingen wir davon aus, dass man fuer Fahrraeder tatsaechlich nichts bezahlen muss.


Los Lagos

Nach dreistuendiger Fahrt erreichten wir das vollends untouristische Staedtchen Los Lagos, wo wir uns als erstes fuer eine ganze Weile an die Sonne setzten.


Das einzige Hospedaje des Ortes war ausgebucht, doch dessen Besitzer, ein freundlicher aelterer Herr, organisierte uns ueber seine Tochter eine andere Bleibe.

So landeten wir bei Ingrid und Gerardo, einem liebenswuerigen, bescheidenen Paar, das ein klitzekleines Cabaña in seinem Garten hat und davon traeumt, eines Tages ein Hospedaje zu eroeffnen. Wir wurden freudig empfangen und gleich zu einem "Cafesito" eingeladen, was hier nebst Kaffee auch Broetchen mit Butter und "Mermelada" beinhaltet. Wir erfuhren, dass wir die allerersten Touristen sind die sie beherbergen. So wurde auch die Dusche unseres Haeuschens vor uns noch nie benuetzt und das Wasser lief aus dem Bad direkt unter den Teppich unseres Schlafzimmers...

Nach dem Abendessen genossen wir das Stueck - ebenfalls zum ersten Mal - hausgemachte Schockoladentorte, welches sie uns ins Zimmer stellten und zwaengten uns dann in das fuer zwei Personen mit 120cm doch nicht allzu breite Bett.

Am naechsten Morgen wurden wir zum Fruehstueck eingeladen und hatten dann fast ein bisschen Muehe, uns von unseren lieben Gastgebern loszureissen. Natuerlich gab's noch eine Fotosession und wir machten den ersten Eintrag ins zukuenftige Gaestebuch.


Samstag, 21. Juni 2008

Insel Chiloé

In Puerto Montt standen wir am späteren Abend vor der Flughafenhalle. Unser Auge erspähte einen Minibus, welcher zum Glück noch Platz für uns und unser Gepäck hatte. Der Chauffeur lud uns wenig später vor dem Hostel "Perla" ab, welches nach der Besitzerin benannt ist.

Einen Flick- und Pausentag spaeter machten wir uns bei strahlendem Wetter auf 2 Rädern auf den Weg zur Insel Chiloé, welche sich etwas südwestlich von Puerto Montt befindet. Die ca. 150 km lange Insel ist für zahlreiche Mythen und Sagen bekannt, für auf Pfählen gebaute Häuser und für ihre Bewohner, welche vielerorts noch vom Fischfang leben. Dass Grossstädte nicht unser Ding sind, merkten wir einmal mehr: wir brauchten eine geschlagene Stunde, bis wir Puerto Montt verlassen hatten und auf der richtigen Route waren...


Per Autofähre setzten wir auf die Insel über und konnten während der kurzen Überfahrt einige Pelikane und Seelöwen beobachten. Dass wir nun auf einer Fischerinsel sind, wurde uns auf den ersten Metern bewusst: in "Garetten" boten die Fischer ihre roten Hummer zum Kauf an.



Ancud

In diesem hübschen Städchen an der Küste gelegen, fanden wir beim zweiten Anlauf ein passendes Hospedaje. Ausnahmsweise dürfen wir sogar die Küche benützen... Diese Unterkünfte muss man sich so vorstellen: es gibt ein oder mehrere Gästezimmer mit einem Gemeinschaftsbad im Gang, die Küche und den Wohnraum teilt man mit den Besitzern. So kriegt man oft das Frühstück serviert, darf dafür jedoch manchmal die Küche nicht zum "Selberkochen" benützen. Dies ist bei einem regen Touristenansturm verstaendlich, wird doch oft eine ziemliche Schweinerei hinterlassen.


Jedenfalls hatten die Betreiberinnen des Hostels so Freude an uns (oder vieleicht an Didi), dass wir nach dem Nachtessen mit mehr Touristinformationen überhäuft wurden, als bis dahin während der gesamten Reisezeit. Per Zufall war die Besitzerin zugleich Vorsteherin des lokalen Verbandes für Hospedajes und hatte auch sonst noch lange nicht Freitagabend...

Den nächsten Tag nützten wir für einen Ausflug zu einem Freihlichtmuseum, wo ein 82-jähriges Maennlein eine Sammlung antiker Fundstücke ausstellte, die er beim Graben hinter seinem Haus entdeckt hatte. Zusätzlich gab es eine Anzahl ausgestopfter Tiere (Meeresschildkröte, Hai, Stachelrochen, Pinguin, ...) zu bestaunen - oder eher zu bedauern, denn die Viecher waren auf so schlechte Weise verarbeitet, dass es eher an eine Kadaversammlung erinnerte. Wir fragten uns ernsthaft, weshalb es hier nicht übel nach Verwesung roch, ausgesehen hat es jedenfalls so.


Eindrücklicher fanden wir dann schon die riesigen Walskelette, welche im Garten vor der "Leichenhalle" aufgestellt waren. Als Eintritt in diese Openairausstellung verlangte der Besitzer ein paar Pesos und eine Zigarette ;-)


Auch den Folgetag verbrachten wir auf den Spuren der Chiloten, diesmal in der Markthalle. Dort konnten wir so richtig ins Alltagsleben der Inselbewohner eintauchen. An zahlreichen Staenden boten Fischer ihre Produkte zum Kauf an. Der Fang wurde vor Ort geschuppt, ausgenommen und teilweise filettiert. Das Zuschauen machte unglaublichen Spass und weckte die Lust bei uns auf ein solches Lachsfilet, welches wir dann fuer unser Abendessen erstanden.


Nebenan praesentierten etliche Gemuesehaendler ihr knackiges "Gruenzeug", wenn auch das Angebot bei allen etwa das selbe war. Direkt neben den Esswahren konnte man auch Hunde-, Katzen- und Huenerfutter erwerben.


Zwischen den uns bekannten Produkten entdeckten wir auch immer wieder Neues. So zum Beispiel apfelgrosse, gepresste Baelle aus Kartoffelstaerke. Wir fragten uns durch die Staende, was dies oder das sei. Freundlich gaben die Verkaeufer(innen) Auskunft und quetschten uns im Gegenzug ueber unsere Herkunft aus.



Dalcahue

Ein Stueck weiter suedlich auf der Insel machten wir im Staedchen Dalcahue Halt. Es war Samstag und die Pfadfinder hatten den Ort fest im Griff. Dass hier wohl nicht so oft Touristen vorbeischauen, merkten wir an den vielen Blicken, die auf unsere Raeder fielen. In einem Hostel mit niedrigen Decken quartierten wir uns fuer eine Nacht ein und parkierten unsere Raeder im Hinterhof, neben den Huehnern und Gaensen.

In unserem Reisefuehrer war ein Sonntagsmarkt in Dalcahue erwaehnt, welchen wir mit unserem Timing perfekt trafen und wo Handwerk (Artesanias) ausgestellt werden soll. Uns erinnerten die Staende eher an einen Flohmarkt, waehrend wir unsere Raeder durch die Strasse schoben. Oder gehoeren kopierte CDs/DVDs sowie Secondhand-Unterwaesche wirklich in die Sparte "Handwerk"?

Castro

Etwas weiter der Kueste entlang nach Sueden erreichten wir Castro, der Hauptstadt von Chiloé. Bereits am Ortseingang passierten wir einige Palafitos. Das sind Haeuser auf Pfaehlen, welche im Wasser stehen, Prinzip Pfahlbauer. Diese Huetten sind noch immer bewohnt und machen mit ihren verschiedenen Farben einen freundlichen Eindruck.


Nach einigen billigen Unterkuenften in letzter Zeit leisteten wir uns heute eine gediegene Variante, eine Cabaña, wo die Matratzen am naechsten Morgen noch dicker als 1cm waren... Mit einer abgeschauten Heizvariante (alle Gashaehne des Herdes auf Vollgas...) brachten wir auch den etwas groesseren Raum stubenwarm und verbrachten so einfach wieder mal einen Nachmittag drinnen, statt draussen an der Kaelte.

Noch etwas weiter in den Sueden fuhren wir am naechsten Tag, das Gepaeck deponierten wir bei unserer Unterkunft. In Chonchi (sprich Tschontschi) machten wir am Pier eine Zvieripause, bevor wir umkehrten und das Kapitel "Chiloe" abschlossen, eine farbenfrohe saubere Insel mit seinen freundlichen Einwohnern und reisten per Bus wieder nach Puerto Montt zurueck.

Montag, 9. Juni 2008

Punta Arenas zum dritten

Zum dritten mal auf unserer Reise kamen wir nach Punta Arenas. Am späten Abend standen wir am Busbahnhof, wo uns Isabelle ansprach, die Besitzerin des Hostels "Blue House". Sie machte uns ihre Unterkunft mit einem Gratistransport zum Hostel und an den Flughafen, mit einem günstigen Preis und ihrer sympatischen Art schmackhaft.

Das Hostel selber war dann jedoch nicht der Hammer. Ein kaltes schmuddeliges Zimmer mit einem Schlagzeuger als Nachbar, überall Warnungen wie: "Checkout at 10am, otherwise pay for another day" und eine Küche, wo man das Geschirr vor dem Gebrauch abwäscht und nicht danach... Das ist das Risiko, wenn man sich für eine Unterkunft entscheidet, die man nicht vorher gesehen hat.

Am nächsten Tag sollte ja bereits unser Flug nach Puerto Montt gehen. Ihr vermutet richtig, er sollte. Aber es kam anders. Nachdem nach langem Warten endlich unser Minibus vor dem Hostel aufkreuzte, war darin wie schon in Puerto Natales kein Platz für unsere beiden verpackten Fahrräder, obwohl wir dies beim Bestellen des Transportes explizit erwähnt hatten. Zum Glück konnte Didi ein Taxi heranwinken, welches mit einem Dachträger ausgerüstet war (eine Seltenheit hier) und wir erreichten den Flughafen trotzdem noch rechtzeitig.

Dort erwartete uns die Hiobsbotschaft, dass unser Flug infolge von Nebel gestrichen sei und wir morgen starten könnten. Nebel gebe es hier übrigens nur einmal in 6 Monaten. Also checkten wir unser Gepäck ein und kehrten zum vierten Mal nach Punta Arenas zurück, welches uns irgendwie nicht loswerden wollte. Mit Handgepäck (ja, das Zahnbürsteli hatten wir klugerweise dort drin verstaut :-) suchten wir eine bessere Unterkunft als gestern und wurden beim vierten mal Anklopfen fündig. Micael und Marcela, die jungen Besitzer des sehr gepflegten Hostels "Fitz Roy" sorgten für unser Wohlbefinden. Und obwohl Marcella an diesem Abend für Freunde ein Gourmet-Menü (gefüllte Calamares mit Risotto) in der Hostelküche zubereitete, störte sie unser Anwesen und die Mitbenützung der Küche nicht im Geringsten.

Am nächsten Tag hatten wir die Möglichkeit, bereits zum zweiten Mal der chilenischen Armee bei der traditionellen Fahnen-Zeremonie zuschauen zu können. Zudem erlebten wir die Chilenen erstmals von ihrer sportlichen Seite: vor dem Plaza de Armas übten sie sich im Seilziehen, was nicht nur für die Teilnehmer sehr lustig war.


Später nahmen wir bei Sonnenschein einen erneuten Anlauf zum nahegelegenen Flughafen, welcher wie verhext auch heute vom Nebel verhüllt wurde. Er war von Reisenden überfüllt, da bis um 15.30 noch kein einziger Flieger starten konnte. Alle waren entweder auf unbestimmte Zeit verschoben oder gestrichen. Wir kriegten trotzdem mal eine Boardingcard und irgendwie vergassen die Beamten im Trubel auch, dass wir gestern ca. 45kg Übergepäck ohne zu bezahlen eingecheckt hatten. Nach weiteren 3h Wartezeit konnten wir dann - was für ein Glück - tatsächlich in den Flieger steigen und Punta Arenas (hoffendlich für länger als einige Tage!) hinter uns lassen.

Reisen mit ÖV

Unsere Weiterreise begann eines Morgens um 5.00 mit der Busfahrt zurück nach Punta Arenas in Chile. Zum ersten Mal mussten wir am Zoll wie alle anderen auch unsere Taschen präsentieren und öffnen. Der Inhalt stiess jedoch nicht auf grosses Interesse. Kein Wunder: mit schmutziger Wäsche zuoberst und diesem "Gestopf" war das Durchsuchen auch nicht sehr verlockend.

Eine Fähre brachte unseren Bus von Feuerland wieder zurück aufs Festland. In Punta Arenas erhielten wir die Information, dass in 2 Stunden ein Bus nach Puerto Natales fahre. Als wir unsere Tickets kaufen wollten, wurden wir aber abgewimmelt: unsere Velos nähmen sie nur in Karton verpackt mit. Da wir dummerweise gerade keine Kartons in der Hosentasche hatten, wurden wir zur Konkurrenz geschickt. Da ging plötzlich alles ganz unkompliziert und wir mussten nicht mal etwas bezahlen für die Velos.

Spät abends kamen wir in Puerto Natales an und quartierten uns im Hostel Gloria ein, wo wir letztes mal schon waren. Wir wurden freudig empfangen und wieder in "unserem" Zimmer untergebracht.


Leider erreichte uns schon bald die Nachricht, dass das Schiff, welches wir nach Puerto Montt nehmen wollten, statt am Freitag erst am Montag fahre. Dies als Folge von nationalen Camionstreiks wegen überhöhten Benzinpreisen.

Wir haben uns auf die Schifffahrt durch Fjorde und Eisberge mit Sicht auf diverse Meeresbewohner gefreut und nahmen die Verzögerung in Kauf. Die Tage vergingen mit Velos putzen, lesen, schreiben, kochen, essen und Wäsche waschen.


Als wir am Donnerstag unsere Tickets für die Schifffahrt kaufen wollten, wurde uns gesagt, das Schiff fahre auch am Montag nicht und es sei zur Zeit auch nicht absehbar, wie lange die Streiks noch andauern würden. Schweren Herzens änderten wir so unsere Pläne. Langsam hatten wir einfach genug vom Warten und auch von der Kälte. Die Option "Bus" schied schnell aus, da auch die Busse von den Streiks betroffen waren. Da blieb nur noch eins: fliegen. Doch wie kommt man zurück nach Punta Arenas und somit zum Flieger? Mit dem Bus. Wir wurden vom Reisebüro zum Busunternehmen geschickt um unsere Tickets zu kaufen.

Da jetzt klar war, dass wir schon wegen des Fluges unsere Velos in Karton verpacken mussten, deckten wir uns unterwegs bei einem Möbelgeschäft auch gleich mit 4 grossen Schachteln ein. Mit diesen unter dem Arm begann dann der Stadtmarathon. Wir stellten uns vor, wie uns jemand filmen würde und das Ergebnis dann im Schnelldurchlauf abspielte. Das wäre der perfekte Lacher gewesen: zwei Figuren, bepackt mit Kartonschachteln, im Zickzack durch die Stadt, von einem Büro zum anderen.


Beim ersten Busunternehmen hatten wir keinen Erfolg. Der einzige Bus der fahre sei ausgebucht. Gut, zum nächsten. Es fahre bis auf weiteres kein Bus mehr. Nun versuchten wir unser Glück bei der Airline um herauszufinden, ob ein Flug irgendwohin auch von Puerto Natales aus möglich wäre. Unterdessen spielte es uns nicht mal mehr eine grosse Rolle, wohin. Freundlich wurde uns erklärt, dass der lokale Flughafen saisonbedingt geschlossen sei. Dafür schickten sie uns zum dritten und letzten Busunternehmen, um Tickets nach Punta Arenas zu kaufen.

Hier hatten wir endlich Glück. Am nächsten Tag sollte uns nachmittags ein Bus mitnehmen, sogar mit den Velos. Da hiermit klar war, dass wir den Flug nach Puerto Montt gleichentags nicht erwischen würden, mussten wir zurück zum ersten Reisebüro um unsere Flugreservation vom Freitag auf den Samstag zu verschieben. In letzter Sekunde vor Ladenschluss kamen wir da an. Wenig später stellten wir mit Bus- und Flugtickets in der Tasche unsere Kartons in der Garage des Hostels ab.

Am nächsten Morgen war dann fröhliches Basteln angesagt. Wir präparierten die Kartonschachteln und wickelten sie mit viel Klebband um unsere zerlegten Velos.


Wir bestellten ein geräumiges Taxi und waren startbereit. Was kam war ein kleines Auto mit Stufenheck und Stereoanlage im Kofferraum. Wir steckten unsere Kartons so ins Auto, dass sie festklemmten, luden unsere riesigen Taschen auf den Rücksitz und zwängten uns auf die verbleibenden Plätze. Überpünktlich waren wir bei der Busstation. Den Bus konnten wir jedoch nirgens sehen und so deponierten wir unsere Bagage vor dem Haus.


Plötzlich verschwanden alle unsere Mitreisenden um die Hausecke. Wir stellten fest, dass der Bus in der Garage parkiert war und auch dort beladen und bestiegen werden sollte. Im Eiltempo holten wir unsere Habe. Der Buschauffeur hatte nicht den besten Tag. Als Didi dabei war, die dritte Ladung Gepäck zu holen, wetterte er Katja an. Das ginge nicht, so spät zu erscheinen und mit soviel Gepäck und überhaupt, die Kartons seien kein Gepäck sondern "Cargo". Katja erklärte ihm, wir seien schon lange da und die Velos seien angemeldet gewesen. Schlussendlich hatte es locker Platz für all unser Gepäck und der Bus konnte mit 2 Minuten Verspätung losfahren.

Ushuaia

Ushuaia genossen wir mit Ausruhen, gut essen und einem Museumsbesuch. An einem sonnigen Tag planten wir ein Sprützfährtli zum Aussichtspunkt auf den nahegelegenen Gletscher "Glaciar Marcial". Diesen konnten wir jedoch nicht erreichen, da die Sesselbahn wegen "Herbst" noch nicht in Betrieb war. Dafür trafen wir zu unserer Überraschung auf Skifahrer und Snowboarder, die sich die kurze Abfahrt mit Hochstapfen verdienten.


In der Hoffnung auf bessere Aussicht stapften auch wir im knietiefen Schnee wie Tarzan und Jane durchs Dickicht des Waldes neben der Piste, jedoch ohne Erfolg.