Sonntag, 21. September 2008

Salar de Uyuni

Tags darauf verliessen wir (wieder gemeinsam mit dem Rad) das Dörfchen San Juan mit dem nächsten grossen Ziel Salar de Uyuni. Wir wollten den grössten Salzsee der Welt per Rad überqueren und so nach Uyuni gelangen. Da wir jedoch (noch) keine genaue Strassenkarte von Bolivien besassen, erreichten wir auf einem kleinen Umweg über einen Hügelzug den Rand des fast unendlichen Weiss. Wir waren bereits hier ziemlich beeindruckt vom Ausmass dieser Ebene.


Gegen Abend kamen wir nach Puerto Chuvica, wo die Strasse quasi auf einem Steg auf den Salar führt. Hier verliess und befuhr alle paar Minuten ein Jeep den Salzsee. Wir entschieden uns, die Nacht im hier gelegenen Salzhotel zu verbringen. Dieses Gebäude ist fast komplett aus Salzblöcken erstellt, die aus dem Salar gesägt wurden. Auch Tische, Stühle und die Betten waren aus dem harten Material gefertigt.


Am nächsten Tag setzten dann auch wir Fuss (bzw. Rad) auf die harte Oberfläche des Salzsees und peilten die in der Mitte gelegene Insel Incahuasi an. Diese war zwar anfänglich noch nicht zu sehen, so weitläufig ist die weisse Fläche. Dank Spuren auf dem Salz und GPS steuerten wir aber zielsicher auf die 40km entfernte Insel zu.


Unterwegs machten wir mehrere längere Stopps und waren einfach nur fasziniert von dieser absolut einmaligen Umgebung.


Die Beschaffenheit der Piste war unterschiedlich. Zwar steinhart und eben, aber manchmal ziemlich holperig. Und obwohl wir nur sehr leichten Gegenwind hatten, rollten wir nicht schneller als 20km/h.


Nach kurzer Zeit tauchte am Horizont die Insel auf, wie wenn man mit dem Schiff übers Meer fährt und "Land in Sicht" kommt. Es dauerte dann aber noch eine ganze Weile, bis wir bei dem mit Kakteen überwachsenen Hügel ankamen.


Am Rand der Insel befanden sich eine ganze Reihe von Steintischchen mit Sitzgelegenheiten und wir machten es uns in der Sonne bequem. Keine Stunde später waren wir einmal mehr umzingelt von Jeeps und Touristen, welche hier ihr Mittagessen einnahmen. Im Gegensatz zu uns mussten jedoch alle im Laufe des Nachmittags den idyllischen Platz wieder verlassen.

Wir erkundigten uns nach einer Unterkunft und konnten uns in einem zwischen die Felsen gemauerten "Refugio" einquartieren, welches sich tagsüber durch die Sonne herrlich warm aufgeheizt hatte. Auf zwei Matratzen machten wir unsere Schlafsäcke bereit und stiegen zum Sonnenuntergang auf den Gipfel der Insel hoch.


Die flach auf die Landschaft einfallende Sonne liess die Kakteen, den Salar und die Insel in einem knalligen Licht erstrahlen und wir waren so dankbar und happy, zu diesem Zeitpunkt hier zu sein.


Gut, sobald die Sonne untergegangen war, wurde es eisig kalt. Wir spazierten durch einen Wald aus uralten Kakteen (>1200 Jahre) hinunter zu unserer "Behausung" und schlüpften nach dem Znacht bald in unsere Schlafsäcke.

Vor dem Verlassen der Insel verabschiedeten wir uns von Don Alfredo, einer speziellen Persönlichkeit. Alfredo lebt seit 22 Jahren auf dieser Insel und führt seither ein Buch, wo sich alle Gäste eintragen dürfen. Darin findet man spannende Einträge von weit gereisten Rad-Toureros aus der ganzen Welt, jetzt unter Anderem auch von Didi und Katja ;-)


Auf der Strecke zurück an den Rand des Salars war dann Vorsicht geboten. Regelmässig tauchten vor unseren Rädern bis zu metergrosse, mit Wasser gefüllte Löcher in der Salzoberfläche auf, welchen man mit Vorteil ausweicht...

Kurz vor der Ortschaft Colchani passierten wir ein Gebiet auf dem Salar, wo Salz abgebaut wird. In Handarbeit mit Pickel und Schaufel wird das Salz gelösst, aufgehäuft und schliesslich auf Lastwagen abtransportiert.


Ab hier waren es noch ca. 20km bis Uyuni, wo wir uns im von Katja bereits rekognoszierten Hostal niederliessen.

Lagunenroute, 2.Teil

Nachdem sich der Jeep mit Katja "aus dem Staub" gemacht hatte, verliess auch Didi auf 2 Rädern die Laguna Colorada. Die letzten Infos über die kommende Etappe (Wasser, Weg) gab's vom Guardaparque (Parkaufseher) kurz nach der Lagune. Die Befürchtungen der schlechten Piste bewahrheiteten sich schon bald. An diesem Tag musste das Velo mit Anhänger über 3 Stunden durch den tiefen Sand geschoben/gezogen/gewürgt werden. Die zu durchquerende Siloliwüste zog demzufolge langsamer als im Schrittempo an ihm vorbei.


Nach einigen Stunden erreichte er den Meilenstein Arbol de Piedra, eine eindrückliche Gesteinsformation mitten in der Wüste, welche die Form eines Baumes hat. Hier wurde etwas verschnauft, Fotos geschossen und die Ruhe in absoluter Einsamkeit genossen.


Ab hier wurde die Piste zum Glück etwas besser, so dass Didi die nächsten 5km fahrend zurücklegen konnte. Herden von Vicuñas "weideten" in dieser Stein- und Staublandschaft. Unglaublich, dass diese Tiere hier noch Nahrung finden, ist doch weit und breit keine Spur von Pflanzen zu finden.
Der Weg änderte sich aber bald wieder und wurde zu einem holprigen Sandkasten, worin an ein Fahren nicht zu denken war. Weiteres Schieben für knapp den Rest des Tages war angesagt.


Im Windschatten einer Felsplattform baute Didi vor Sonnenuntergang das Nachtlager auf, kochte sich eine stärkende Pfanne voll Polenta und war nach den 7.5 Stunden "Fahrt" so erledigt, dass noch vor der Dunkelheit Nachtruhe im Zelt einkehrte.

Der Tiefschlaf und somit eine gute Erholung waren garantiert und die wärmende Sonne lockte Didi tags darauf aus dem Zelt. Die Passagiere der während des Frühstücks stoppenden Jeeps waren ziemlich verblüfft über das Unterfangen, diese Strecke per Rad zurückzulegen.

Der heutige Tag war um Faktoren ringer als der gestrige. Beinahe die gesamte Strecke konnte gefahren werden und als Höhepunkt der eigentlichen "Lagunenroute" passierte Didi nach einer längeren Abfahrt 5 aufeinanderfolgende Lagunen (Ramaditas, Honda, Chiarkkota, Hedionda und Cañapa), eine schöner als die andere. Alle waren von Flamingos bewohnt, welche durch das seichte Wasser stapften und aus dem mineralhaltigen Wasser Nahrungspartikel filterten.


An der Laguna Hedionda "tankte" Didi Wasser auf für die nächsten 2 Tage und fuhr noch bis auf den folgenden Pass (4300m.ü.M), wo er in inmitten eines Geröllfeldes das Zelt aufschlug. Die hinter den Berggipfeln untergehende Sonne machte dem Vollmond Platz und eine eisig kalte, aber helle Nacht wartete auf ihn.


Am dritten Tag der alleinigen Fahrt durch das bolivianische Hinterland war der Weg anfänglich mit grossen Steinen durchsetzt. Didi fragte sich ernsthaft, ob man mit einem Jeep hier problemlos und ohne Schaden durchkommt. Da der Weg hauptsächlich bergab führte, konnte er sein Wägeli zwischen den Hindernissen durchschlängeln.


Ab jetzt waren es nur noch wenige km bis zum Militärposten in Chiguana. Die bis jetzt erkämpften Höhenmeter konnten endlich in einer langen Abfahrt hinunter in die Ebene des Salar de Chiguana genossen werden. Die rasante Fahrt führte vorbei an erstarrten Lavafeldern und am aktiven Vulkan Ollagüe, welcher ständig eine kleine Rauchwolke auspufft.


Leider entpuppte sich die eingeschlagene "Rennpiste" als falscher Weg, so dass Didi in der Ebene 30km zu weit westlich ankam. Und das trotz GPS! Zum Glück war erst Mittag und nach weiteren 60km über den topfebenen Salar de Chiguana erreichte er das Ziel San Juan, wo er sich tags darauf mit Katja treffen würde.


San Juan war der erste richtige Ort in Bolivien, zwar sehr ländlich, nur mit einem einzigen Telefon fürs ganze Dorf und einfachsten Hütten. Hier fand Didi ein Zimmer bei einer liebenswerten Familie und genehmigte sich nach 14 Radeltagen mal wieder eine Dusche (es waren zwei Waschgänge nötig... :-)

Lagunenroute Kontrastprogramm

Früh morgens wurde der Jeep bepackt, on top natürlich auch Katja's treuer "Gary". Katja war überglücklich über ihre Entscheidung, als sie den weiteren Verlauf und die Beschaffenheit der Route sah: Sand, Wellblech, grobe, lose Felsbrocken und immer wieder hohe Pässe, die zu überqueren waren.


Natürlich hielt auch der Jeep für Fotos bei den verschiedenen Lagunen und Sehenswürdigkeiten. Für Katja ein spezielles Gefühl: alle machen ihre Fotos am selben Ort. Man kann nicht einfach anhalten und dort ein Foto machen, wo es einem persönlich am besten gefällt.


Mittags gabs in einem kleinen Ort namens Villa Alota ein Mittagessen. Auch das war für Katja absolut ungewohnt, aber sie genoss es in vollen Zügen wiedermal Tomaten, Gurken und Mandarinen zu essen, einfach etwas frisches!


Nach einem kleinen Rundgang durch das Dörfchen ging es weiter. Da Katja nicht mit der Reisegruppe den Salar de Uyuni besichtigen, sondern sich dieses Erlebnis für die Velofahrt mit Didi aufsparen wollte, parkierte der Fahrer den Jeep ausserhalb Villa Alota an einer Kreuzung und die ganze Reisegruppe musste mit Katja auf einen Jeep warten, welcher sie direkt nach Uyuni mitnehmen würde. Zum Glück hat sich niemand daran gestört, Katja war das nämlich nicht so recht.

Bald kam dann auch ein Jeep. Gepäck samt Gary wurde umgeladen und los ging's auf's Neue. Im kleinen Minenort San Cristobal gab's beim Mercado eine Pause (dringend nötig für den Fahrer, der während der Fahrt immer wieder fast einschlief). Katja kam sich vor wie im Schlaraffenland: soviele verschiedene Esswaren hat sie schon lange nicht mehr gesehen!

In Uyuni fand Katja schnell ein angenehmes, sauberes Hostal und genoss als erstes eine Dusche. Wenn auch nur ein Rinnsal: es war wenigstens warm.

Uyuni war Katja auf Anhieb sympathisch. Zwar ist es als Ausgangsort für die diversen Trips zum Salar und zu den Lagunen recht touristisch, wirkt aber trotzdem sehr autenthisch und urtümlich. Der Ort ist sehr lebendig: traditionell gekleidete Bolivianerinnen verkaufen allerhand Essbares und frisch gepresste Fruchtsäfte an kleinen Ständen an der Strasse und es herrscht von früh bis spät ein reges Treiben im Städtchen. Katja genoss die Zeit in der lange nicht gesehenen Zivilisation in vollen Zügen, erholte sich von den Strapazen und liess es sich einfach gut gehen.

Ein kurzer Schreck dann am Tag der Abfahrt: die Chica des Busunternehmens wollte Katja weismachen, dass es keinen Platz mehr hat im Bus für sie. Der nächste Bus würde in drei Tagen fahren. Katja war wieder einmal froh um ihre Spanischkenntnisse und erklärte bestimmt, dass sie an diesem Abend in San Juan erwartet würde und auf keinen Fall einfach nicht erscheinen könne. Plötzlich war dann sogar ein Fensterplatz frei.

Die Fahrt im Bus war ein Erlebnis für sich: Katja war die einzige Touristin. Wer will den schon nach San Juan? Der Bus war voll mit Einheimischen, die in den abgelegensten Dörfchen wohnen und in Uyuni auf dem Markt Grosseinkauf gemacht hatten. Massenhaft Eier, Früchte, Gemüse und andere Esswaren wurden nach Hause transportiert. Wenn der Bus jeweils in einem Ort hielt, lief das ganze Dorf zusammen und die erstandenen Güter wurden mit Schubkarren heimbefördert. Die Passagiere konnten sich bei Pausen in kleinen Örtchen zwischendurch auch immer wieder an Essensständen verpflegen oder bei Frauen, die mit ihren Taschen an den Bus kamen, Empanadas kaufen.

Nach über fünfstündiger Fahrt in San Juan angekommen, dauerte es auch nicht lange, bis Katja auf Didi stiess: ihr Sitznachbar vom Bus wohnte per Zufall in dem Haus wo Didi einquartiert war. Als er Didi's Velo im Hof stehen sah benachrichtigte er ihn sofort, dass Katja im Dorf sei, worauf Didi auf die Strasse und Katja praktisch in die Arme lief.

Wir stiessen mit einem Huari (bolivianisches Bier) auf unser Wiedersehen an und hatten uns natürlich viel zu erzählen.

Lagunenroute, 1.Teil

Nach drei Tagen war es dann soweit: wir verabschiedeten uns von unseren neuen Freunden beim Refugio und nahmen die berüchtigte "Lagunenroute" unter die Räder. Was wir aus Literatur und Erzählungen wussten, war nicht übertrieben: die anfänglich noch annehmbare, moderat ansteigende Strasse wurde je länger je sandiger, wellblechartig holperiger und steiler.


Die dünne Höhenluft trug sicher ihren Teil dazu bei, dass vor allem bei Katja die Kräfte mehr und mehr nachliessen. Die wunderschöne, eindrückliche Landschaft entschädigte uns für die Strapazen. Nie gesehene Farben und Formen erfreuten das Auge.

Nachdem wir die Passhöhe auf 4700 m.ü.M erreicht hatten, wurden wir mit einer "erholsamen" Abfahrt mit Aussicht auf die "Piedras de Dali" und die blau-weiss leuchtende Laguna Chalviri belohnt. Nun mussten wir uns nochmals einige Kilometer durch tiefen Sand kämpfen, ehe eine Überraschung auf uns wartete: bei der Therme an der Lagune stand ein Restaurant!


Während wir unsere müden Glieder im warmen Pool entspannten und unsere Haut nach immerhin einer Woche wiedermal Wasser spüren liessen, kochte uns die Señora ein herrliches Candle-Light-Dinner. Das war ein Segen!


Die Sonne, das Gebrumme von Jeeps und die Stimmen der Touristen weckten uns am nächsten Morgen. Als wir aus dem Zelt krochen stand eine riesige Jeepkolonne vor dem Restaurant und der Pool, den wir am Abend zuvor für uns alleine hatten, war voll von Badefreudigen.


Für uns hiess es nun einen 20 km langen Anstieg von 4300 auf 4950 m.ü.M zu bewältigen. Wiederum war der Weg sehr beschwerlich und zur Steigung und dem sandigen Boden gesellte sich noch ein zügiger Gegenwind. Wir benötigten fünf Stunden für die Strecke.


Es wurde Abend, der Himmel bewölkte sich und ein eisiger, stürmischer Wind zwang uns in die Regenkleider. Nahe des höchsten Geysirfeldes der Welt, Sol de Mañana, stellten wir unser Zelt auf und beeilten uns mit dem Abendessen, um uns dann möglichst schnell in unsere wärmende Schlafmontur zu stürzen. Diese bestand aus: langärmliger Thermounterwäsche, Wollsocken, Kappe, Seiden- und je zwei Daunenschlafsäcken. Von wegen Kälte in Patagonien: hier benötigten wir je einen zusätzlichen Schlafsack und morgens waren unsere Wasserflaschen durchgefroren, obwohl wir sie mit an die "Wärme" des Innenzeltes nahmen.

Bevor wir am anderen Morgen die letzten hundert Höhenmeter Steigung in Angriff nahmen, liessen wir uns noch ausgiebig von den brodelnden, brummenden und rauchenden, rot-, gelb-, grün- und braunleuchtenden Erdlöchern des Sol de Mañana beeindrucken. Schwefelgeruch lag in der Luft und zäher Lehm spritzte in die Höhe.


An diesem Tag erreichten wir unseren bisher höchsten Punkt per Rad auf 4950m.ü.M. Zufrieden stellten wir fest, dass unsere Körper ausgezeichnet mit der dünnen Luft hier oben klar kommen und ausser etwas verminderter Leistungsfähigkeit keine Sauerstoffmangelzeichen zeigten.


Eine lange Abfahrt mit Aussicht auf die wunderschöne rot-leuchtende Laguna Colorada in der Ferne liess uns kurz etwas erholen. So richtig runterbrausen lag zwar nicht drin: dichte Sandwächten stoppten die Fahrt immer wieder. Die Piste entlang der Lagune raubte dann vor allem Katja die letzten Kräfte und Motivation: immer wieder war schieben angesagt, was mit dem ganzen Gepäck in dem weichen Sand mehr als nur streng war. Vor lauter Konzentration auf den Weg konnten wir die herrliche Landschaft nur noch während den kurzen Verschnaufstopps "geniessen".


Als wir schliesslich das Refugio Laguna Colorada erreichten, waren wir völlig erledigt. Wir genossen dankbar die Tomatenspaghetti, die für uns gekocht wurden und flüchteten wieder früh vor der Kälte in unsere Betten, den einzigen warmen Ort. Heizungen gibt es hier nirgends, wenn's kalt wird geht man schlafen!

Der neue Tag vermochte Katjas Kräfte und Motivation auch nicht zurückzubringen. Die Anstrengungen der letzten Tage, der ewige Wind, die allabendliche Kälte und der zehnte Tag ohne Dusche, all das war zuviel für das Meitli. Während dem Morgenessen erarbeiteten wir uns die für beide passende Lösung: Katja sucht sich eine Mitfahrgelegenheit in einem Touristenjeep und Didi wird die Route alleine zu Ende fahren.

Wir verbrachten einen ruhigen Tag an der herrlichen, weiss-, blau-, rotleuchtenden Lagune mit ihren Flamingos und den algenfressenden Lamas und organisierten unsere jeweilige Weiterfahrt.

Montag, 15. September 2008

Bienvenidos en Bolivia

Die Höhe, der Wind und die kurze Abfahrt liessen uns vor Kälte erschauern. Steif und starr standen wir im Zollhäuschen, im ersten Moment unfähig, den Stift zum Ausfüllen der Formalitäten auch nur in die Hand zu nehmen. Doch die bolivianischen Zollbeamten waren geduldig.

Wenig später rollten wir noch die letzten Kilometer zum Refugio und dem Eingang zum Parque Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa an der Laguna Blanca hinunter. Hier wurden wir freundlich empfangen und nach Entrichtung der Eintrittsgebühr für den Park ins Refugio geführt.


Hier wurden wir auch gleich mit bolivianischen Lebensstil und -standard konfrontiert: fliessendes Wasser gab es nicht und warmes schon gar nicht. Die traditionell in viele Tücher und Röcke gewickelte Señora war freundlich, aber sehr reserviert wie die Bolivianer sind.

Wir waren überglücklich, vier Wände um uns herum zu haben, die wenigstens ein bisschen vor dem stürmischen, kalten Wind schützten und als uns die Señora noch einen riesigen Topf voll Gemüsesuppe, Reis und Lamafleisch kochte, fühlten wir uns fast wie im siebten Himmel.

Aus dem geplanten Ruhetag wurden schliesslich drei. Obwohl wir uns der Höhe langsam annäherten und mit dieser keine wirklichen Probleme verspürten, liess Katja's Gesundheit schliesslich doch keine Weiterfahrt zu. Der Klimawechsel von der Wüste in die Kälte der hohen Anden war scheinbar doch etwas zu abrupt.


Nebst zwei kleinen Ausflügen zu den nahegelegenen Lagunen Blanca und Verde hiess es für Katja dann vor allem abwarten, Coca-Tee trinken, lesen und ab und zu mal ein Jässli mit Didi.



Didi nutzte die Zeit für eine Besteigung des nahen, 5500 Meter hohen Cerro Laguna Verde, von wo aus er einen herrlichen Blick über die zwei Lagunen und die umliegenden Berge und Vulkane hatte.


Adios Chile

Nun stand uns der wohl anspruchsvollste Teil unserer bisherigen Reise bevor. Wie werden wir wohl auf Höhen von bis zu 5000m.ü.M. reagieren? Werden unsere Kräfte für die knapp 500km schlechteste Piste fernab der Zivilisation ausreichen? Wie lange werden wir dafür brauchen und wo kriegen wir Wasser?

Wir informierten uns einerseits über korrektes Verhalten in grossen Höhen, andererseits über den Verlauf und Zustand der Route. Dann deckten wir uns mit transportierbaren und unverderblichen Lebensmitteln für ca. zehn Tage ein, liessen uns in einem Restaurant das letzte Filete de Lomo auf der Zunge verschmelzen und verschenkten noch einigen "Ballast", den wir nicht in die hohen Anden mitschleppen wollten.


Auf nach Bolivien hiess es nun im wahrsten Sinne des Wortes. Es erwartete uns nähmlich eine 45 km lange Steigung von 2400 auf 4700 m.ü.M.


Den Zoll passierten wir problemlos, obwohl wir unsere Aufenthaltsbewilligung um drei Tage überzogen hatten. Die Chilenen nehmen's mit Rechnen zum Glück nicht so genau.

Die ersten 10 km war die Steigung noch moderat. Dann ging's richtig los. Wir teilten die Strecke in drei kurze Tagesetappen auf, um uns langsam an die Höhe zu gewöhnen und so der Höhenkrankheit vorzubeugen. Dabei erreichten wir bereits unseren 6000-sten Velokilometer unserer Reise.


Am zweiten Tag kam dann auch, bald nachdem wir mitten im Nachmittag unser Zelt aufgestellt hatten, ein zügiger Wind auf und der Himmel bewölkte sich ungewohnt. Eine "Camioneta" hielt an und zwei Señores und eine Señora stiegen aus. Sie erzählten uns, dass sie hier oben Lamas halten und Quinoa anbauen, was uns recht verblüffte. Wir erwarteten nicht, dass in dieser verlassenen Gegend noch jemand wohnt und schon gar nicht, dass hier Landwirtschaft betrieben wird. Die lieben Leute warnten uns vor dem Wetter. Es könnte gut zu Niederschlägen in Form von Regen oder Schnee kommen und stürmische Winde könnten aufkommen. Sie boten uns an, im Notfall ihr nahegelegenes, im Moment unbewohntes "Campamento" zu beziehen, wo wir auch Feuer machen könnten und empfohlen uns, bei schlechtem Wetter abzuwarten und lieber nochmals nach San Pedro umzukehren.


Wir verkrochen uns anschliessend in unser Zelt und kamen erst am Abend zum kochen wieder heraus. Der schönste aller unserer bisherigen Sonnenuntergänge erwartete uns da draussen und bot zusammen mit den Wolken und den Bergen ein atemberaubendes Bild.


Diese Nacht wurde unser Zelt auf eine harte Probe gestellt. Es stürmte mit unglaublicher Kraft und schüttele das Zelt samt uns zünftig durch. Wir waren uns nicht sicher, ob das Geriesel auf dem Zeltdach nun Schnee oder Sand war. Als wir am Morgen das Innenzelt öffneten, wussten wir's: im Aussenzelt war alles unter einer dicken Sand- und Staubschicht begraben. Ja sogar unsere Schlafsäcke im Innenzelt waren fein "gepudert".


Es windete nach wie vor stürmisch, aber die Wolken waren weg und die Sonne lachte wieder vom stahlblauen Himmel. Nach ungemütlichem (sandigem) Frühstück und notdürftigem Entstauben unserer sieben Sachen nahmen wir den letzten Abschnitt unserer Steigung in Angriff. Zum ersten Mal an diesem Tag waren wir froh um den Wind. Er blies mit voller Kraft von hinten und erleichterte uns die Arbeit um einiges. Doch die dünne Höhenluft trug ihren Teil dazu bei, dass es trotzdem noch anstrengend genug war.

Als wir die 4700 Meter Höhe schliesslich erreichten, überraschte uns eine kurze, erlösende Abfahrt bis zum Abzweiger zum Hito Cajon (Bolivien). Hier tauchten wir abrupt in eine völlig andere Welt ein. Die Teerstrasse endete und ein sandiger Erdweg führte uns hinunter zum bolivianischen Zoll.

San Pedro de Atacama

Das war nun das Ende unserer langen Fahrt durch die Atacamawüste. San Pedro war völlig anders als alles, was wir bisher an Städten und Dörfern in Chile gesehen hatten. Eine richtige Oase. Der erste Eindruck des verschlafenen Dorfes trügte. San Pedro war einer der touristischsten Flecken, die wir je besucht hatten. Trotzdem hat es uns hier sehr gut gefallen. Ein sehr entspannter Ort und ideal, um uns psychisch und physisch auf die kommenden Strapazen vorzubereiten.


Wir genossen ruhige Stunden in der Hängematte im Innenhof unseres sympathischen Hostels, gingen nochmals dick auswärts essen, freuten uns über schöne Abende und lustige Begegnungen am offenen Feuer in den Bars und liessen uns in die Kultur des Cocablätterkauens einführen.


Während einer wunderschönen, gepäckfreien Velotour erkundeten wir die spektakuläre Umgebung San Pedros. Wir verliessen die Oase und kamen auf dem Weg zur "Quebrada del Diablo" an ein kleines, aber reissendes Flüsschen. Das war ziemlich beeindruckend und wir fragten uns, woher wohl dieses Wasser mitten in der Wüste kommen mag?! Katja beobachtete, wie Didi bei der Fahrt durch das Wasser ziemlich nasse Füsse bekam und entschied sich, den Fluss barfuss zu durchqueren. Dabei riss ihr die starke Strömung beinahe das Velo aus den Händen.


Am anderen Ufer machten wir wiedermal Bekanntschaft mit einem Exemplar des Menschen treusten Begleiters. Die Hündin hatte zwar die Zunge längst am Boden und legte sich uns alle paar Meter in den Weg, aber mitkommen wollte sie trotzdem.


Die Quebrada del Diablo ist ein schmales Canyon, durch welches man auf einem singletrailartigen Weg hoch- und wieder hinunterfahren kann. Wunderschöne weissgeaderte rote Gesteinsformationen, Felswände und Tunnels waren zu bewundern.


Auf dem Rückweg fand unsere Hündin ihre Schafherde wieder und verliess uns in der Folge. Wir fuhren weiter ins "Valle de la Muerte". Riesige Sanddünen laden hier die Touristen zum Sandboarden ein. Die, welche es ein bisschen strenger mögen, schieben hingegen ihre Fahrräder 2 Kilometer durch den tiefen Sand den Berg hinauf...


Belohnt wurden wir mit einer schnellen Abfahrt auf der Teerstrasse bis zum Abzweiger zum "Valle de la Luna". Hier überraschte uns die Natur mit skurillen Gesteinsformationen wie den "Tres Marias" oder dem "Amphitheater", mit Salzhöhlen und mit eindrücklicher Mondlandschaft.


Gegen Abend parkierten wir unsere Drahtesel und erklommen zu Fuss eine grosse Sanddüne, um von hier oben den Sonnenuntergang zu geniessen. Der war aber erst das zweite Schauspiel, das sich uns bot. Zuerst bewunderten wir von hier oben die Touristenmassen, welche busweise herangekarrt wurden und sich in Herden den Berg hinaufschlängelten um ebenfalls den Sonnenuntergang zu erleben. Der war dann auch wirklich schön. Ein warmes Licht liess die Hügellandschaft, die gegenüberliegende Andenkette und den Vulkan Licancabur in allen möglichen Farben erleuchten.