Freitag, 30. Januar 2009

Impressionen





Alles Schöne hat mal ein Ende...

Hier in Trujillo ging dann nach 10’700km (Didi) bzw. 2200km (Adi) unsere Radreise zu Ende. Da wir die Reise nach Ecuador per Bus fortsetzten, spedierten wir schon von hier unsere Fahrräder nach hause. Wir besorgten uns genügend Karton und verpackten in einer Nachmittagsaktion Räder und Zubehör.



Nicht weniger lang dauerte dann der Versand auf der Hauptpost von Trujillo: über eine Stunde waren wir mit Wägen der Kisten, Kopieren vom Ausweis, Ausfüllen der Formulare und Abwickeln der Zahlung beschäftigt. Dazu kam, dass plötzlich im ganzen Postgebäude (und vermutlich auch im restlichen Stadtteil) der Strom ausfiel. So warteten wir - als vorderstes Glied einer langen Warteschlange - im Schein der Notlampe, bis die Elektrizität wieder einsetzte und das Computersystem wieder hochgefahren war.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Entenschlucht

Bei der 44-Jahr-Feier des Dorfes Catac (die Peruaner finden immer einen Anlass für ein Fest...) wurden wir Zeugen eines Geschicklichkeits-Wettbewerbes. "Campesinos" mit ihren Pferden versuchen, in schnellem Galopp mit einem spitzen Holzspiess möglichst viele Bändel mit einem Ring zu erwischen. Nicht alle Reiter hatten ihr Tier besonders unter Kontrolle, weshalb ein Sicherheitsabstand von Vorteil war.


Huaraz

Bald erreichten wir die Stadt Huaraz, welche durch seine malerische Lage am Fusse der weiss verschneiten Gipfel der Cordillera Blanca bei Bergsteigern (so genannten Andinisten) sehr beliebt ist. Wir selber bekamen von diesem Panorama nur an einem einzigen Morgen etwas zu Gesicht, denn bereits am Mittag war das Gebirge wieder von dunkelgrauen Wolken umhüllt, welche sich in dieser Jahreszeit täglich bilden. So reizte uns ein Ausflug in die Berge sehr beschränkt...

Wir genossen eher das gemütliche Hostal "Familia Meza Lodging", welches mit einer kleinen Küche, einer sonnigen Dachterrasse und sogar weichen Frottetüchern für unser Wohlbefinden sorgte.

Eines Abends lernten wir in einer Rockbar den jungen Besitzer Markus kennen, welcher uns mit einem kniffligen Trinkspiel das Portemonnaie leeren wollte. Bestimmt rechnete er nicht damit, dass die beiden Ingenieure studierend über eine Stunde über dem Spiel verharren würden, bis sie den Trick raus hatten und so das Blatt wenden konnten ;-)

Während der Weiterfahrt nach Caraz verlor Didi seine schon etwas abgenutzte Windstopperjacke, welche er mit dem Spannset auf den Anhänger geschnallt hatte. Auch die sofortige Fahrt zurück mit einem Bus brachte nichts - er fand sie nicht mehr. Die war vermutlich längst in den Händen eines glücklichen Peruaners.

Schmunzeln mussten wir dann während des Abendessens über die Bedienung im für peruanische Verhältnisse vornehmen italienischen Restaurant: die Serviertochter legte uns nach dem Auftischen des Essens die Serviette über den Oberschenkel.

Canyon del Pato (Entenschlucht)

Dann begann die Fahrt durch die spektakuläre Entenschlucht, wo sich der Rio Santa eine tiefe Schlucht zwischen die beiden Gebirgszüge Cordillera Blanca und Cordillera Negra gefressen hat. Durch über 20 in den Felsen gehauene (und nicht beleuchtete) Tunnels führt die schmale Strasse hinunter Richtung Küste.


Vielerorts war die Schlucht so schmal, dass die gegenüberliegende Felswand zum greifen nah schien.


Nach der Ortschaft Huallanca, welches eigentlich nur Stützpunkt des nahen Wasserkraftwerks ist, veränderte sich die Landschaft schlagartig: Bergflanken in den verschiedensten Farben (braun, rot, schwarz, grün) bildeten hier eine atemberaubende Kulisse.


Übernachtet haben wir im Dörfchen Yuramarca, welches uns absolut nicht gefiel: schon am Dorfeingang war die Strasse gesäumt von Müllhalden und sogar im belebten Dorfzentrum wurde der Abfall einfach auf der Strasse entsorgt. Ähnlich übel war auch unsere Unterkunft (die einzige im Dorf). Zwar hängte die Matratze nicht durch wie sonst vielerorts, doch die Bettanzüge stanken nach altem Schweiss, wogegen auch der eigene Schlafsack wenig half.

Dann wurde die Strasse flacher, aber trotz Gefälle sorgten der starke Gegenwind und die holprige Schotterpiste dafür, dass wir nur mit Mühe und sehr langsam vorwärts kamen.


Auch nach über 2 Monaten Aufenthalt in Peru entdeckten wir noch immer neue Früchte. Diese roten Bananen zum Beispiel schmecken noch besser als ihre herkömmlichen gelben Kollegen.


Und nochmals überraschte uns eine landschaftliche Veränderung: mit langen Bewässerungskanälen am Rand des breiter werdenden Flusses wurden Reisfelder bewässert und so die eigentlich trockene Region fruchtbar gemacht. Hier kam zudem auch wieder unser Antibrumm zum Einsatz.


An der Küste stiessen wir auf die stark befahrene aber gut ausgebaute Panamericana, auf welcher wir nach einigen langweiligen Kilometern durch Sandwüsten die Küstenstadt Trujillo erreichten, wo es kurz zuvor seid Monaten wieder einmal geregnet hat. Die meisten Häuser sind nicht für Regenfälle gebaut, was vielerorts zu Überschwemmungen im Haus führte und die Leute behalfen sich mit grossen Planen über den Dächern.


Trujillo

Auch in unserer Unterkunft war das nicht anders. Wir suchten die unter Radtoureros bekannte Casa de ciclistas auf, welche der ehemalige peruanische Radprofi Lucho seid Jahren hier betreibt. In seinen Gästebüchern findet man Einträge von Veloreisenden aus aller Welt, welche hier Halt gemacht hatten.


Beeindruckt hat uns nicht nur die sehr gastfreundliche und unkomplizierte Art von Lucho und seiner Familie (mi casa es tu casa - mein Haus ist dein Haus), auch die köstlichen Torten von seiner Frau Araselli zauberten ein Strahlen auf unsere Gesichter.


Von hier aus unternahmen wir verschiedene Ausflüge in die nähere Umgebung. Einerseits zum historischen Komplex Huaca del sol & Huaca de la luna, zwei aus Millionen von Lehmziegeln gebauten Pyramiden, welche nun in aufwändiger Arbeit wieder vom Sand befreit werden.



Andererseits gönnten wir uns einen Tag "Strandurlaub" und radelten auf der zweispurigen Strasse ins Dörfchen Huanchaco, einem Ibiza von Peru. Neben tausenden von Trujeños lagen auch wir in die Sonne und genossen den Sprung in den angenehm warmen Pazifik.


In unserem Wohnquartier spielte eine Gruppe Jugendlicher jeden Abend Volleyball - aber ohne Netz und auf offener Strasse. Wenn ein Fahrzeug hupend heranbrauste, machte man einfach kurzzeitig eine Gasse und spielte danach weiter. Da (ohne Netz und Linienrichter) nicht immer klar war, wem der Punkt nun gehörte, entfachte sich nach jedem zweiten Punkt eine lautstarke Diskussion, welche meistens die Partei mit der energischsten Stimme gewann. Als wir eines Abends einige Sätze mitspielten, überliessen wir diese Streitgespräche den "Locals" und beschränkten uns aufs Spielen.

Samstag, 10. Januar 2009

4874 Meter über Meer

In La Unión legten wir zwei velofreie Tage ein, damit Didi seinen Verdauungstrakt besänftigen konnte. Während dessen begab sich Adi auf Erkundungstour. Die Wanderung führte durch eine über der Stadt gelegene Hochebene. Verstreute Siedlungen, weidende Pferde und diverse Vogelscharen erinnern eher an die ungarische Puszta als an die peruanischen Anden.

Dunkelgraue Gewitterwolken bildeten die Kulisse für die Besichtigung der Überreste der Inkastätte Huánuco Pampa. Die Mauer auf dem Bild gehörte zu einem Tempel. Noch heute wird hier jährlich ein Fest zu Ehren der Sonne veranstaltet.


Um nach Huaraz und anschliessend nach Trujillo zu gelangen, waren ein letztes Mal hohe Andenpässe zu überqueren. Eine erste Tagesetappe ab La Unión führte uns nach Huanzala, eine auf rund 4000 Metern über Meer gelegene Bergbaustadt, wo wir in einer Bergarbeiterwohnung logieren durften.

Am nächsten Tag ging es bei schönem Wetter weiter aufwärts. Die einzigartige Berglandschaft mit Gesteinen in allen erdenklichen Formen und Farben entschädigte die Mühen des Anstiegs!


4874 Meter über Meer zeigte schliesslich Didis GPS-Gerät an der höchsten Stelle. Höher als der höchste Berg der Alpen, der Mont Blanc! Doch anders als bei uns in Europa ist hier die Planzenwelt in dieser Höhe noch erstaunlich vielfältig.


In dieser Umgebung könnte man Tage verbringen um die Eindrücke mit der Kamera festzuhalten! Leider verschlechterte sich das Wetter zunehmend, so dass einerseits die optimale Beleuchtung für Fotos fehlte, andererseits die aufziehenden Gewitter zur Eile antrieben.


Dunkle Wolken umhüllten uns. Die einsetzenden Hagelschauer gingen schliesslich während der Talfahrt in Regen über. Die letzten zwei Stunden unserer Königsetappe standen dann ganz im Zeichen von Durchnässung und eisiger Kälte. Während den gelegentlichen Zwischenstopps versuchten wir jeweils die gefühllosen Finger wieder einigermassen aufzutauen. Die Füsse liessen erst im Hostal mit einer warmen Dusche aufwecken.

Silvester / Neujahr

Bevor wir Huánuco verliessen, wurden wir von verschiedenen Seiten gewarnt, die Leute im kommenden Tal seien sehr unfreundlich und wir sollen auf keinen Fall wild zelten, lieber einen Bauern um Erlaubnis fragen, ob wir auf seinem Grundstück übernachten dürfen. Von dieser "Unfreundlichkeit" merkten wir auf der ganzen Strecke absolut nichts.

Kurz nach der Stadt waren Arbeiter daran, Bäume am Strassenrand zu fällen. Leider war nichts beschildert und so stoppten wir instinktiv, als vor uns eine Motorsäge aufheulte und kurz darauf ein Baum über die Strasse krachte.


Kurz vor Einbruch der Dunkelheit schauten wir uns nach einem ebenen Plätzchen um, um das Zelt aufzubauen. Ein kleines Mädchen kam zu uns hin und erklärte uns, ihre Abuelita (Oma) hätte ein Zimmer für uns. Kurz darauf bezogen wir so unser Indoor-Nachtlager im oberen Stock einer Lehmhütte. Das einzig beängstigende war der Boden, der bei jedem Tritt einige Zentimeter einsackte.


Der nächtliche Regen weichte die Strasse derart auf, dass der folgende Tag eine rechte Schlammschlacht wurde.


In Peru - so kam es uns vor - wird zwischen Weihnacht und Silvester durchgefeiert. Am 31.Dezember stiessen wir in jedem Dorf auf Silvesterkläuse, die maskiert und tüchtig angetrunken die Passanten (Rad, Auto, Car) aufhielten und sich so einige Soles für den nächsten Drink "ergattern" wollten. Am einfachsten kamen wir mit viel Anlauf durch solche Strassensperren.


Die Silvesternacht verbrachten wir dann in Chavinillo, einem kleinen Bergdorf, wo höchst selten ein Gringo auftaucht. Die Restaurantbesitzer Familie Muñoz nahm uns herzlich in ihre Runde auf und wir tranken einige Gläser Bier zusammen. Danach liessen wir mit einer maskierten Gruppe "Negritos" und mit Guggenmusik auf der Dorfplaza und in der Kirche das alte Jahr ausklingen. Als Abschluss wurden wir von den Muñoz zum Mitternachts-Mahl eingeladen, einer Suppe, Panetone und heisser Schokolade.


Leider begann dann der erste Januar für Didi mit einer erneuten "Magen-Darm-Störung" (-> nein, daran war nicht der Alkohol schuld!), weshalb wir nach einer kurzen Weiterfahrt in Tingo Chico Halt machten. Die einzige Verpflegungsmöglichkeit war eine Art "Snack-Bude", wo es als einzige Speise Pachamanca gab, eine traditionell in einem Erdloch auf heissen Steinen gegarte Spezialität Perus mit Kartoffeln, Erbsen, Fleisch und süssen Maistaschen. Auf unserem Teller landeten zwar nur ein paar trockene "Gschwellti" und ein Stück Schweinefuss, welchen wir hungrig abnagten, während uns durch das Blechdach der Regen auf den Kopf tropfte...

Tags darauf setzten wir die Reise durch das grüne Tal bis nach La Unión fort. Unterwegs machten wir im Dorf Pachas einen kurzen Halt um etwas zu trinken. Wir zählten dabei 40 Personen, welche sich um unsere Räder scharten und vor allem von der Strassenkarte extrem beeindruckt waren. Hierzulande kriegen die Schüler bestimmt keine "Schulkarte Peru".