Montag, 3. November 2008

Titicacasee

Da ich (Didi) im Moment der einzige Schreiberling dieser Seite bin, werde ich die nächsten Berichte in der ICH-Form verfassen. Das fühlt sich für mich besser an, als wenn ich über den Didi schreiben muss...


Huariña

Nachdem Katja und ich unsere gemeinsame Ausrüstung aufgeteilt hatten, verliess ich La Paz am 29.Oktober. Die Reise ging weiter richtung Norden, zum Titicacasee und dann über die Grenze nach Peru. Zuerst musste (wie schon bei der Anfahrt) die Vorstadt El Alto durchquert werden, was auch diesmal wegen Verkehr und Abgaswolken recht unangenehm war.

Das Dörfchen Huariña erreichte ich im strömenden Regen und fand Unterschlupf bei einer alten Frau, welche leider kein Wort Spanisch sprach, nur verstand. So repetierte ich in Spanisch immer das von mir interpretierte Aymara und sie nickte oder fuchtelte wild mit den Armen. Irgendwie funktionierte die Verständigung und ich fand das Plumpsklo und den Wasserhahn hinter dem Haus, um mich etwas vom Schlamm befreien zu können.

Leider hörte das Grosi auch nicht mehr sehr gut. Erst nach minutenlangem Poltern an alle Türen und Fenster liess sie mich nach dem Nachtessen wieder ins Haus ;-)

Copacabana

Tags darauf konnte ich den Titicacasee dann (ohne Regen) mehr geniessen. Der grösste See Südamerikas auf über 3800m.ü.M. ist so gross, dass man das andere Ufer oft nicht sehen kann. Der Küste entlang ging die Fahrt zuerst bis nach Tiquina. Dort ist eine Engstelle im See und kleine Holzfähren mit Motor "schiffen" den Verkehr übers Wasser, ob nun Fahrrad oder Reisebus.



Auf der anderen Seeseite stieg die Strasse dann steil um 450 Meter an und führte auf der Hügelkette bis vor Copacabana, dem zweitletzten Dorf vor der peruanischen Grenze. Idyllisch an einer Bucht gelegen ist Copacabana vor allem Wallfahrtsort der Bolivianer und für Touristen Ausgangspunkt für Ausflüge zu den nahegelegenen Inseln "Isla del Sol" und "Isla de la luna".

Isla del Sol

Auch ich wollte die "Sonneninsel" erkunden, auf welcher nach der Mythologie der Inka die Sonne entstanden sein soll. Zahlreiche Ruinen aus der Inkazeit sind über die ganze Insel verteilt. Scharen von Touristen, welche am Morgen zum Hafen strömten, um per Boot zur Insel zu fahren, schreckten mich etwas ab. Ich entschloss, per Rad näher zur Insel heranzufahren und von Yampuputa per Boot auf die Insel überzusetzen.

Der Weg ca. 20km der Küste entlang führte durch einige abgelegene Siedlungen, wo Ackerbau und Fischfang betrieben wird. In Yampuputa musste ich feststellen, dass von hier die Preise für einen Transport auf die Insel 4 mal teuer sind als von Copacabana aus.


Ich entschied mich für die Ruder-Variante und liess mich in einer stündigen Fahrt an den Südzipfel der Isla del Sol chauffieren. Im Nachhinein tat mir der Ruderer ziemlich leid, denn das Rudern gegen Wind und Wellen war sehr anstrengend. Ich versuchte mich nur kurz am Ruder, gab jedoch nach wenigen Metern mit stark übersäuerten Armen auf...


Auf der Insel selber gibt es keine Fahrzeuge und somit auch keine Strassen. Trampelpfade und Wanderwege verbinden die wenigen Dörfer miteinander. Ich suchte mir einen Weg durch die Terassenfelder, welche die Bewohner an den steilen Hängen der Insel in Handarbeit bewirtschaften.


Nebst den historischen Überbleibseln der verschiedenen Inkabauten faszinierte mich vor allem eine Dorfversammlung, an welcher ich zufällig vorbeikam. Die Bewohner sassen auf dem trockenen Dorfplatz im Kreis am Boden und der momentane Sprecher stand auf. Da gab es keine Stühle oder Bänke, kein Mikrofon und kein Gemeindesaal.


Überraschung des Tages war dann, dass an diesem Tag vom Nordende der Insel kein Boot mehr zurück nach Copacabana fuhr. So musste ich die Nacht in Cha'llapampa verbringen und konnte erst am nächsten Morgen mit ca. 30 Inselbewohnern zurück zu meinem Hostal fahren. Interessant: während der Bootsfahrt spielten die Männer Karten und die Frauen verarbeiteten Wolle (weben, zwirnen, häkeln oder Knäuel wickeln).

Julí, Peru, km 8000, Stunde 500

Dann ging meine Zeit in Bolivien zu Ende und ich reiste in Yunguyo nach Peru ein. Übrigens, am letzten Tag, an dem meine Aufenthaltsbewilligung in Bolivien gültig war. Der bolivianische Zollbeamte war überfreundlich und interessierte bei weitem mehr für meine Adidas-Sonnenbrille als für meinen Pass.

An diesem Tag kamen verschiedene Meilensteine zusammen: ich erreichte nach Argentinien, Chile und Bolivien das vierte Land auf meiner Radreise, mein Tacho zeigte Velokilometer 8000 und etwas später die 500-ste Stunde im Sattel. Bin mir immer noch am überlegen, wo und wie ich dies feiern werde... Vorschläge?


Die Bewohner rund um den Titicacasee (vielleicht auch andere) pflegen die Tradition, am Tag vor dem Allerheiligen Drachen steigen zu lassen. Nicht nur die Kleinen, auch Erwachsene sieht man gelegentlich mit einem solchen Flugobjekt in der Hand. Ein Bolivianer erklärte mir, dies werde gemacht, um die Seelen der Verstorbenen "aufzuwecken", welchen an Allerheiligen auf den Friedhöfen mit heiteren Festen gedenkt wird. Auch die Gräber werden feierlich mit Blumen und Kränzen geschmückt.


Puno

Im Moment bin ich in Puno, am Nordwestende des Titicacasees. Zufälligerweise feiert diese Stadt gerade ein Jubiläum, so dass die ganze Woche Aktivitäten stattfinden und die Strassen voller Musik, Tanz und Umzüge sind.

1 Kommentar:

Juerg Sigrist hat gesagt…

Hi Didi

Habe gerade wieder maal deinen Blog gelesen und es wuerde mich freuen, wenn du dich mal auf juerg.sigrist(at)gmail.com melden wuerdest, damit man sich mit etwas laengeren Texten schreiben kann ;-).

Wir sind in Ushuaia angekommen und ueberlegen uns, ob wir noch in die Antarktis reisen sollen. Ist ja guenstig zu haben von hier aus... ;-)

Gruss Juerg und Doris