Donnerstag, 29. Januar 2009

Entenschlucht

Bei der 44-Jahr-Feier des Dorfes Catac (die Peruaner finden immer einen Anlass für ein Fest...) wurden wir Zeugen eines Geschicklichkeits-Wettbewerbes. "Campesinos" mit ihren Pferden versuchen, in schnellem Galopp mit einem spitzen Holzspiess möglichst viele Bändel mit einem Ring zu erwischen. Nicht alle Reiter hatten ihr Tier besonders unter Kontrolle, weshalb ein Sicherheitsabstand von Vorteil war.


Huaraz

Bald erreichten wir die Stadt Huaraz, welche durch seine malerische Lage am Fusse der weiss verschneiten Gipfel der Cordillera Blanca bei Bergsteigern (so genannten Andinisten) sehr beliebt ist. Wir selber bekamen von diesem Panorama nur an einem einzigen Morgen etwas zu Gesicht, denn bereits am Mittag war das Gebirge wieder von dunkelgrauen Wolken umhüllt, welche sich in dieser Jahreszeit täglich bilden. So reizte uns ein Ausflug in die Berge sehr beschränkt...

Wir genossen eher das gemütliche Hostal "Familia Meza Lodging", welches mit einer kleinen Küche, einer sonnigen Dachterrasse und sogar weichen Frottetüchern für unser Wohlbefinden sorgte.

Eines Abends lernten wir in einer Rockbar den jungen Besitzer Markus kennen, welcher uns mit einem kniffligen Trinkspiel das Portemonnaie leeren wollte. Bestimmt rechnete er nicht damit, dass die beiden Ingenieure studierend über eine Stunde über dem Spiel verharren würden, bis sie den Trick raus hatten und so das Blatt wenden konnten ;-)

Während der Weiterfahrt nach Caraz verlor Didi seine schon etwas abgenutzte Windstopperjacke, welche er mit dem Spannset auf den Anhänger geschnallt hatte. Auch die sofortige Fahrt zurück mit einem Bus brachte nichts - er fand sie nicht mehr. Die war vermutlich längst in den Händen eines glücklichen Peruaners.

Schmunzeln mussten wir dann während des Abendessens über die Bedienung im für peruanische Verhältnisse vornehmen italienischen Restaurant: die Serviertochter legte uns nach dem Auftischen des Essens die Serviette über den Oberschenkel.

Canyon del Pato (Entenschlucht)

Dann begann die Fahrt durch die spektakuläre Entenschlucht, wo sich der Rio Santa eine tiefe Schlucht zwischen die beiden Gebirgszüge Cordillera Blanca und Cordillera Negra gefressen hat. Durch über 20 in den Felsen gehauene (und nicht beleuchtete) Tunnels führt die schmale Strasse hinunter Richtung Küste.


Vielerorts war die Schlucht so schmal, dass die gegenüberliegende Felswand zum greifen nah schien.


Nach der Ortschaft Huallanca, welches eigentlich nur Stützpunkt des nahen Wasserkraftwerks ist, veränderte sich die Landschaft schlagartig: Bergflanken in den verschiedensten Farben (braun, rot, schwarz, grün) bildeten hier eine atemberaubende Kulisse.


Übernachtet haben wir im Dörfchen Yuramarca, welches uns absolut nicht gefiel: schon am Dorfeingang war die Strasse gesäumt von Müllhalden und sogar im belebten Dorfzentrum wurde der Abfall einfach auf der Strasse entsorgt. Ähnlich übel war auch unsere Unterkunft (die einzige im Dorf). Zwar hängte die Matratze nicht durch wie sonst vielerorts, doch die Bettanzüge stanken nach altem Schweiss, wogegen auch der eigene Schlafsack wenig half.

Dann wurde die Strasse flacher, aber trotz Gefälle sorgten der starke Gegenwind und die holprige Schotterpiste dafür, dass wir nur mit Mühe und sehr langsam vorwärts kamen.


Auch nach über 2 Monaten Aufenthalt in Peru entdeckten wir noch immer neue Früchte. Diese roten Bananen zum Beispiel schmecken noch besser als ihre herkömmlichen gelben Kollegen.


Und nochmals überraschte uns eine landschaftliche Veränderung: mit langen Bewässerungskanälen am Rand des breiter werdenden Flusses wurden Reisfelder bewässert und so die eigentlich trockene Region fruchtbar gemacht. Hier kam zudem auch wieder unser Antibrumm zum Einsatz.


An der Küste stiessen wir auf die stark befahrene aber gut ausgebaute Panamericana, auf welcher wir nach einigen langweiligen Kilometern durch Sandwüsten die Küstenstadt Trujillo erreichten, wo es kurz zuvor seid Monaten wieder einmal geregnet hat. Die meisten Häuser sind nicht für Regenfälle gebaut, was vielerorts zu Überschwemmungen im Haus führte und die Leute behalfen sich mit grossen Planen über den Dächern.


Trujillo

Auch in unserer Unterkunft war das nicht anders. Wir suchten die unter Radtoureros bekannte Casa de ciclistas auf, welche der ehemalige peruanische Radprofi Lucho seid Jahren hier betreibt. In seinen Gästebüchern findet man Einträge von Veloreisenden aus aller Welt, welche hier Halt gemacht hatten.


Beeindruckt hat uns nicht nur die sehr gastfreundliche und unkomplizierte Art von Lucho und seiner Familie (mi casa es tu casa - mein Haus ist dein Haus), auch die köstlichen Torten von seiner Frau Araselli zauberten ein Strahlen auf unsere Gesichter.


Von hier aus unternahmen wir verschiedene Ausflüge in die nähere Umgebung. Einerseits zum historischen Komplex Huaca del sol & Huaca de la luna, zwei aus Millionen von Lehmziegeln gebauten Pyramiden, welche nun in aufwändiger Arbeit wieder vom Sand befreit werden.



Andererseits gönnten wir uns einen Tag "Strandurlaub" und radelten auf der zweispurigen Strasse ins Dörfchen Huanchaco, einem Ibiza von Peru. Neben tausenden von Trujeños lagen auch wir in die Sonne und genossen den Sprung in den angenehm warmen Pazifik.


In unserem Wohnquartier spielte eine Gruppe Jugendlicher jeden Abend Volleyball - aber ohne Netz und auf offener Strasse. Wenn ein Fahrzeug hupend heranbrauste, machte man einfach kurzzeitig eine Gasse und spielte danach weiter. Da (ohne Netz und Linienrichter) nicht immer klar war, wem der Punkt nun gehörte, entfachte sich nach jedem zweiten Punkt eine lautstarke Diskussion, welche meistens die Partei mit der energischsten Stimme gewann. Als wir eines Abends einige Sätze mitspielten, überliessen wir diese Streitgespräche den "Locals" und beschränkten uns aufs Spielen.

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