Dienstag, 11. November 2008

Puno bis Cusco

Die Strecke vom Titicacasee bis nach Cusco war landschaftlich sehr interessant und wunderschön. Bei idealstem Wetter verliess ich Puno und fuhr via Juliaca richtung Norden. Da die Strasse dem Flusslauf aufwärts folgte, waren keine grossen Steigungen zu meistern. Die anfangs noch ziemlich dicht besiedelte Region verwandelte sich bald in eine einsamere Gegend, wo auch sehr wenig Verkehr herrschte.


Als am späteren Nachmittag eine dunkle Gewitterfront mit Sturmböen vor mir aufzog, beschloss ich kurzerhand, am nahen Flussufer etwas abseits von der Strasse das Zelt aufzuschlagen und hier die Nacht zu verbringen. Neben einigen duzend Flamingos ass ich Znacht und war kurz nach Einbruch der Dunkelheit auch schon im Schlafsack.

Wenig später wurde ich von einem Traktor aufgeschreckt, welcher im Dunkeln nur wenige Meter neben meinem Zelt einige male hin- und herfuhr, mich jedoch nicht entdeckte. Am nächsten Morgen war das Feld oberhalb meines Nachtlagers gepflügt.


Die aufgehende Sonne lockte mich bereits um 5.30 aus dem Zelt, was für mich extrem früh ist!!! Es lohnte sich aber in jeder Beziehung und ich war so früh wieder im Sattel, dass ich im nächsten Dorf am Strassenrand bereits einen Znüni nehmen konnte: Gekochter Maiskolben mit Frischkäse, eine Empanada (mit Gemüse gefüllte Teigtasche) und ein Glas Chicha (-> sprich Tschitscha), einem vergorenen Maissaft, der etwas wie saurer Most schmeckt.

Je weiter die Strasse richtung Norden bzw. Passhöhe kam, desto karger wurde die Landschaft. Kaum noch wurden die Felder bewirtschaftet, höchstens einige weidende Lamas bekam man zu Gesicht. Dafür kamen mir 2 schweizer Radler entgegen und wir tauschten einige Infos und Erfahrungen aus. Auch diese Nacht verbrachte ich im Zelt, welches ich in einem verlassenen Viehunterstand aufstellte.


Am nächsten Morgen setzte ich das "Frühaufstehen" fort und schon bald stand ich oben auf der Passhöhe von 4338m.ü.M. Dort verkauften einige Peruanerinnen ihre Handwerkswaren und Kinder standen mit Lamas an der Leine bereit, um den hier haltenden Touristen ein paar Soles für ein Foto abzuknöpfen.


Auf der anderen Passseite ging es praktisch alles dem Fluss entlang leicht bergab, was ich ausnutzte und zu meiner bisher längsten Tagesetappe machte: 155km. Erstaunlicherweise war die Gegend auf dieser Seite des Passes fruchtbar und grün, der Mais stand mannshoch und die Bauern waren mit pflügen und eggen beschäftigt.

Auf der letzten Etappe bis nach Cusco stachen mir verschiedene kulinarische Neuheiten ins Auge. In einem Dorf (nicht grösser als Bisikon) hatte praktisch jedes Haus ein Schild mit der Aufschrift "Cuy al horno" ausgehängt. Das wären jetzt eben gebackene Mehrschweinchen...


In einem Dorf danach waren in Glasvitrinen riesige Pommes-Chips ausgestellt. Meine Neugier liess mich nicht vorbeifahren ohne nachzufragen. So erhielt ich ein (kleines) Stück zum probieren und erfuhr, dass es sich dabei um "Tocto", frittierter Schweinshaut und Spezialität des Dorfes handelt.


Den letzten Stopp legte ich bei einer Familie ein, welche am Strassenrand mit der Herstellung von "Adobe" beschäftigt war. Adobe sind Backsteine aus Lehm, welche hier das wichtigste Baumaterial für Häuser darstellen. Zur Erhöhung der Stabilität wird Stroh in die feuchte Masse eingearbeitet, bevor daraus Blöcke gemacht werden. Bei diesem Arbeitsgang durfte ich mich nützlich machen...


2 Kommentare:

Arno und Daniela hat gesagt…

Ciao Didi!
Ja mmhh, fein! wie sind die Tocto gsi?? Cha ich mir jetzt so gar nöd vorstelle.... zumindest de gedanke dra löst nöd gad begeisterigsstürm us ;-)

aber s'strohkneippe gseht witzig us ;-)) liebi grüess us de schwiiz! lottogwünn häts no keine geh, s'reise mus no es bitzli warte.

Didi hat gesagt…

Zu dä Tocto: d'Konsistänz isch wie Snacketti, de Gschmack chli wie es Säuli und aaschlüssend isches, wie wännt zum Zmorge en Löffel Läbertran issisch. Dä seit der au de ganz Tag na "Grüezi". Bin froh xi, hani nur es Eggli probiert...