Dienstag, 30. Dezember 2008

Unsere Begleiter

Immer wieder erhalten wir vier- oder dreibeinige Begleitung:


Unsere Anti-Hunde-Strategien erstrecken sich vom Wasserstrahl aus der Trinkflasche über den Fusstritt bis zum gezielten Steinwurf. Die meisten der aufdringlichen Viecher lassen sich bereits von einer Steinwurfgeste zu einem Sicherheitsabstand bewegen.

In höheren Geschwindigkeitsbereichen kommt noch Flucht als Alternative hinzu. Bis jetzt hat kein Hund mehr als 38 km/h hingelegt!

Montag, 29. Dezember 2008

Rauf und Runter

Kurz nach La Oroya verliessen wir den Flusslauf des Rio Mataro und kletterten auf eine Hochebene auf ca. 4200m.ü.M. Im kleinen Dorf Junín besuchten wir am heiligen Abend den Weihnachtsmarkt, wo sich die Dorfbevölkerung mit Geschenken, dem typischen peruanischen Weihnachtsgebäck Panetone und mit Feuerwerkskörper eindeckte, welche ab Mitternacht abgefeuert wurden.

Am Folgetag erreichten wir dann die weltweit höchst gelegene Stadt Cerro de Pasco auf über 4300m.ü.M., eine Minenstadt wie Potosí in Bolivien oder Calama in Chile. In der Vogelperspektive erkennt man das riesige Loch mitten in der Stadt, wo nach Erz gegraben wird.


Unser Tagesziel empfing uns neben arktischer Kälte mit einem Regenguss, welcher uns die Finger und Zehen erstarren liess. Der Hostalbesitzer führte uns in die Küche und setzte uns Panetone und zwei Tassen mit heisser Schokolade vor, an welchen wir unsere durchfrorenen Glieder wieder auftauen konnten. Übrigens: die jährliche Durchschnittstemperatur hier liegt bei knapp über 4°C.


Eine für uns eher nervenaufreibende Angewohnheit haben die peruanischen Verkehrsteilnehmer: sie machen von ihrer Hupe Gebrauch, und das praktisch ständig. An jeder Kreuzung, bei jeder kleinsten Stockung, bei jedem Überholmanöver und sogar Taxichauffeure machen mit Dauerhupen auf sich aufmerksam. Ob dies wohl durch solche Verkehrsschilder (-> Bitte hupen) noch gefördert wird?


Wir waren froh, konnten wir Tags darauf diese kalte Stadt hinter uns lassen und die lange Abfahrt ins 2000 Meter tiefer gelegene Huánuco in Angriff nehmen. Unterwegs erreichte Didis Tachometer die magische Gesamtkilometerzahl 10000.


Obwohl die Strasse nach Huánuco geteert war, kamen wir wegen starkem Gegenwind und teilweise sehr schlechtem Strassenbelag nur langsam vorwärts. Der Wind blies uns den Staub ins Gesicht, welcher dank Schweiss und Sonnencreme zu einer rechten D(r)eckschicht wurde.


Ein starker Wind kommt zwar täglich auch in Huánuco auf, was jedoch dank hochsommerlichen Temperaturen recht angenehm ist. Die Stadt gibt sich selber den Ruf des "besten Klimas" von ganz Peru.


Von den Hügeln rund um die Stadt hat man einen genialen Blick auf das Häusermeer.


Sonntag, 28. Dezember 2008

Rio Mantaro

Während 7 Velofahrtagen begleiteten wir den Rio Mantaro flussaufwärts durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Der erste Teil führte uns durch eine staubige Wüste mit Kakteen und tiefen Canyons.


Im kleinen Dorf San Miguel de Mayocc sorgte die Wirtin Lucha, hier mit Familienmitgliedern, für unser leibliches Wohl.


In La Esmeralda wurden wir Zeugen der Promotionsfeier der Primarschule. Clown Rudolfo und sein Bruder alias Winnie Puuh führten durch den Abend, hier auf dem nächtlichen Weg von unserem Hostal zum Einsatz ...


Am nächsten Tag erregte eine blutige Szene unsere Aufmerksamkeit: Eine Frau war damit beschäftigt, vor ihrem Haus ein Rindvieh in seine Bestandteile zu zerlegen und mit Hilfe von Salz zu konservieren.


Das Tal wurde weiter, die Vegetation grüner...


In kleineren Städten wie hier in Jauja wird der Personenverkehr zur Hauptsache von Dreiradtaxis abgewickelt.


Vorteil: Im Fall eines Falles braucht man keinen Wagenheber ...


Innerhalb weniger Kilometer änderte sich die Landschaft abermals. Weisse vegetationslose Felsen durchzogen von bunten Streifen geben vor dem aufziehenden Gewitter ein eindrucksvolles Bild.


Aus diversen Steinbrüchen wird Gestein in die Industriestadt La Oroya gekarrt, wo Metalle wie Blei, Kupfer, Zink und Silber gewonnen werden. Saurer Regen sorgt dafür, dass das Gebiet um die Stadt grossräumig mit Schwermetallen verseucht ist. Da das Trinkwasser der Bevölkerung nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadt aus dem Rio Mantaro gefasst wird, haben 70% der Kinder einen zu hohen Bleigehalt im Körper.

Das Ding mit den Stacheln

Bereits seit einiger Zeit führt unsere Reise durch Gebiete, wo Kakteen mit Früchten behangen sind. Diese Früchte sind essbar und schmecken ähnlich wie Melonen, sind aber voller Kerne. An Märkten und am Strassenrand werden die Früchte zum Kauf angeboten. Auch wir haben ein paar dieser süssen Exemplare probiert.

Während der Weiterfahrt hatten wir dann die glorreiche Idee, selber solche Tuna (so heissen diese Früchte hier) zu pflücken und sofort zu verspeisen. Das Angebot war verlockend...


Beim Pflücken bemerkte Didi, dass nicht nur die Kakteen sondern auch die Früchte mit feinen Stacheln besetzt sind. Diese streifte Adi vorsichtig mit dem Sackmesser ab.


Danach entfernt man die Schale um das Fruchtfleisch und isst den saftigen Inhalt.


Irgendwie waren wir jedoch beim Entfernen der Stacheln etwas unvorsichtig und erwischten wohl nicht ganz alle der feinen Stacheln, denn - schon nach wenigen Bissen hatten wir beide unsere Mäuler (Gaumen, Zunge und Lippen) voll von winzigen und unangenehmen Stacheln, welche wir uns gegenseitig mit der Pinzette wieder "raus operierten".


Dienstag, 16. Dezember 2008

Unterkünfte

Im Dörfchen Tambo (gerade mal 80 Einwohner) verbrachten wir eine Nacht neben der Dorfkirche. Ein Anwohner brachte uns zwei Tassen heissen Kaffee, wärend wir unser Zelt aufstellten. Aber auch die restlichen Leute vom Dorf waren sehr neugierig und herzlich, luden uns später zu einem (oder zwei) Becher Caña-Schnaps ein und wir plauderten eine geraume Zeit auf dem Dorfplatz sitzend...


Auch den "Puesto de Salud" (Gesundheitsposten) als Übernachtungsvariante probierten wir aus. In Quillabamba erhielten wir je eine "Pritsche" als Nachtlager und genossen es, das Zelt nicht aufstellen zu müssen.

Speziell war auch, dass in einem Gebäude, welches in der Schweiz hochsteril wäre, Hühner und Hunde frei herumliefen und gelegentlich herausgescheucht wurden.



Nach zwei Stunden Fahrt im strömenden Regen erreichten wir das Bergdorf Ranracancha und erkundigten uns nach einer Unterkunft. So fanden wir das örtliche Hostal. Die Tür führte von der Strasse direkt ins Schlafzimmer, die Dusche war ein Wasserhahn im Innenhof und das WC ein buchseiten-grosses Loch im Boden des WC-Häuschens. Aufmerksam wurden wir auch auf das "telefono publico", das einzige Telefon im Dorf. Ruft jemand im Dorf an, wird per Lautsprecher der gewünschte Gesprächspartner ausgerufen. Das tönt dann ähnlich wie "Frau Meier, Frau Meier bitte ad Kasse 5".


Didi wunderte sich, warum sein Kissen in der Nacht immer vom Bett rutschte. Der Blick am Morgen unter die Matratze brachte des Rätsels Lösung: das Bettgestell bestand aus einigen Baumstämmen, Brettern und etwas Karton.


Die urchigste Übernachtungsvariante erwartete uns jedoch in Chontaca. Erst im Dunkeln erreichten wir das kleine Dorf und fragten im einzigen Restaurant, ob sie ev. ein Zimmer mit 2 Betten frei hätten. "Klar" sagte der Wirt, führte uns ums Haus herum zur Leiter, welche in den Raum über der Gaststube führte. Dort legten wir uns nach zwei grossen Tellern Reis zwischen Schaffellen, Stühlen, schnarchelnden Nachbarn im unteren Stock und einem ziemlich nachtaktiven Tier zur Nachtruhe.


Impressionen































Unterwegs auf dem Land

Begleitung unterwegs

Oft werden wir auf unserem Weg von Kindern begleitet, welche uns entweder auf dem Rad oder auch zu Fuss über kürzere oder längere Zeit folgen. Es ist erstaunlich, welche Ausdauer unsere Begleiter gelegendlich an den Tag legen - wir scheinen eine Attraktion zu sein.


Kies und Sand


Die von uns gewählte Route richtung Norden führte einerseits über verschiedene Pässe, andererseits waren nur die ersten ca. 100km asphaltiert. Danach war die schmale Strasse eine staubige und holprige Piste.


Trotzdem wird die Strasse von grossen Cars befahren. Wir haben uns oft gefragt, was wohl bei Gegenverkehr in Form eines ebenso grossen Vehikels geschieht.


Ähnlich wie auf der "Carretera Austral" in Chile führt auch in den peruanischen Anden die Strasse durch unwegsames Gelände. Während die übrigen Verkehrsteilnehmer mehr oder weniger geduldig warten bis Hindernisse beseitigt sind, können die Radfahrere meist trotzdem passieren.


Landwirtschaft

Auf den Feldern in den fast ausschliesslich von Hand bewirtschafteten Andentälern wachsen Kartoffeln, Soja und Mais, aber auch tropische Früchte wie Bananen, Papayas, Mangos oder Avocados. Die Kartoffelpflanzen beginnen vielerorts zu blühen und das Unkraut wird in Handarbeit ausgehackt. Der Mais ist teilweise schon reif und wird ebenfalls von Hand geerntet.


Transporte

Auf unserer Route gab es erfreulicherweise nicht viel Verkehr. Der Platz auf den wenigen Lastwagen wird meist sehr gut genutzt. Passagiere auf der Ladefläche sind nicht selten.


Orientierung

Selten wird man mit Ortsschild begrüsst. Meist erfuhren wir die Namen der Orte erst durch Nachfragen. Noch seltener als Ortsschilder sind Wegweiser, so dass wir häufig nach Beschreibungen oder Krokis fahren.