Samstag, 12. April 2008

Von Chacra Millalen bis Esquel

Katjas Velohelm - zweiter Teil


Unverhofft hat bei einer Anprobe in einem anderen Velogeschaeft in El Bolson der einzige ausgestellte Velohelm gepasst, zumindest physikalisch. So konnten wir mit gutem Gewissen die naechste Etappe starten.






Chacra Millalen
Von Mac erhielten wir die Adresse der Chacra Millalen. Dies ist eine einfache Estanzia, welche von einer ausgewanderten Schweizerin und ihrem argentinischen Mann betrieben wird. Die Familie lebt vom Verkauf ihrer biologischen Gemuese und Fruechte, von beherbergten Gaesten und vom Englischunterricht, welcher an einige Kinder erteilt wird. Wir wurden herzlich empfangen (mit einem Glas frisch gepresstem Most) und logierten in einem einfachen Zimmerlein ueber der Kueche. Das Bett erinnerte Didi an das waehrend seiner Kindheit: es stand ebenfalls mit einer Ecke auf einem Backstein, weil irgendwann durch heftiges "Gumpen" ein Bein verloren ging.



Da es am folgenden Tag aus Kuebeln goss, nutzten wir diesen zum Ausspannen, Tagebuch und Karten schreiben sowie fuer kleinere Reparaturarbeiten.


Zwischendurch konnten wir uns beim Auflesen von Baumnuessen rund ums Haus nuetzlich machen. Vor der Weiterreise kauften wir der Gastgeberin noch ein Vollkornbrot ab und fuellten unsere Flaschen mit frischem Most.

Die naechste Etappe fuehrte uns bei traumhaftem Radelwetter durch eine gebirgige Landschaft in die Weite Patagoniens. Unzaehlige Straeucher mit knallroten Hagebutten bildeten den "roten Teppich" entlang dieser Route und am Horizont waren die Gipfel der Andenauslaeufer wie mit einem weissen Zuckerguss ueberzogen.



Kurz vor dem Eindunkeln sahen wir uns nach einem geeigneten Schlafplatz um. Katja meldete den Wunsch an, dieser moechte doch bitte an einem Baechlein gelegen und von einigen Baeumen umgeben sein. Wie es der Zufall wollte, winkte uns ploetzlich ein Mann am Strassenrand auf sein Grundstueck. Er bot uns einen Platz zum zelten an und noch bevor wir unsere verschwitzten Kleider wechseln konnten, bat er uns auch schon in seine einfache Huette, wo er fuer uns ein Feuer am Cheminee entfacht hatte. Erst hier merkten wir, wie kalt es eigentlich war und wir sassen vor dem Feuer wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum. In der Zwischenzeit kochte er fuer uns einen waermenen Mate, welchen wir feierlich kreisen liessen.



Wir hatten zwar ziemlich Muehe, Atilio, so hiess der herzliche Mann, zu verstehen. Ob dies an unseren Spanischkenntnissen oder an seinen mangelnden Zaehnen lag, wissen wir nicht. Er erzaehlte uns, dass er in seiner Behausung gegen die Uebernahme dieses Gelaendes durch die Firma Benetton protestiert, welche sich grosse Teile dieser Gegend (z.T. ohne rechtliche Grundlage) aneignet mit dem Ziel, die Bodenschaetze wie Gold und Silber abzubauen. Atilio ist Mapuche, wie die "Urbevoelkerung" von Argentinien heisst und wir erfuhren viel interessantes ueber ihre Kultur.
Schliesslich luden wir ihn zum Znacht ein, welches wir auf seinem Herd zubereiten durften und der Gemuesereis aus der Fahrradkueche reichte auch fuer drei hungrige Maeuler aus.


Nach einer eiskalten Nacht im Zelt (das Wasser in den Bidons war gefroren) bedankten wir uns bei Atilio mit einer Tafel Schweizer-Schoggi und nahmen die restlichen 85km bis Esquel in Angriff. Dass dieser Tag trotz des schoenen Wetter zum haertesten dieser Woche werden sollte, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber der Gegenwind waehrend der gesamten Strecke nagte an unseren Reserven. Didi fragte sich im Geheimen, wie lange es bis zur Kapitulation von Katja noch dauern wuerde, doch diese blieb hart.
Ohne grosse Diskussion einigten wir uns auf eine Uebernachtung im Hostel und fuer ein Nachtessen im Restaurant, sprich ein saftiges "Bife de Lomo". Die Suche nach einer geoeffneten Unterkunft war aber ebenfalls zaeh, denn der Bauch knurrte ("Blues"), die Beine schmerzten und die Nacht dunkelte.
Da es am naechsten Tag nicht nur regnete sondern auch zu schneien begann, waren wir nicht ungluecklich ueber die so entstandene Pause. Wir brachten die Waesche in die Lavanderia und stockten unsere Vorratskammer auf.


Bereits nach einer Woche radeln stellen wir fest, dass des Radlers Magen etwas mehr Kalorien wuenscht als ein normaler. So kam's, dass Didi nach dem knappen Fruehstueck im Hostel auf das Caramel-Koepfli im Kaffe noch einen Hamburger bestellte.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wie schmöckt eu dä Matte? mlg Regi