Freitag, 27. Juni 2008

Das Seengebiet

Ensenada

Wir verliessen Puerto Montt bei schoenstem Sonnenschein. Diesmal fanden wir den Weg aus der Stadt auf Anhieb und fuhren, uns durch den regen Stadtverkehr schlaengelnd auf die ruhige Ueberlandstrasse und nach Puerto Varas, ein touristisches Staedtchen, wunderschoen gelegen am Llaquihue- See. An der Seepromenade machten wir eine Zvieri-Pause und genossen die waermende Sonne.



Das Seengebiet war im 19. Jahrhundert das Hauptansiedlungsgebiet der deutschen Auswanderer. Deren Spuren erkennt man heute noch deutlich an Hospedajes mit Namen wie "Tante Puppe" oder "Blumenau" und an Tafeln, die an der Strasse auf den Verkauf von "Kuchen" und "Strudel" hinweisen.

Alles dem Llanquihue-See entlang fuhren wir weiter durch sehr gruene, huegelige Landschaft bis wir abends das kleine Nest Ensenada erreichten. Wuerden nicht im Hintergrund die weissgezuckerten Vulkane Osorno und Calbuco majestaetisch in den Himmel ragen, koennte man tetsaechlich meinen, man waere irgendwo im Schwarzwald.

Die Suche nach einer Unterkunft in Ensenada gestaltete sich nicht ganz einfach. Erst als es schon dunkel und ziemlich kalt war, fanden wir ein "Cabaña" zum Wucherpreis, mit fliessend kaltem "Agua caliente" und einem Holzoefeli, welches das hohe Huettli nie vollstaendig aufzuheizen vermochte.

Entre Lagos

Am naechsten Morgen stiegen wir in unsere vom Vortag noch feuchten, kalten Kleider und fuhren nun der Osteite des Llanqihue-Sees entlang durch einsames, waldiges Gebiet mit immer wieder schoener Aussicht auf den See und die Vulkane Osorno und Calbuco.

Wiederum machten wir eine Zvieri-Pause an der Sonne und genossen es, mal anhalten zu koennen ohne gleich zu erfrieren oder weggewindet zu werden.


Am Lago Rupanco vorbei kamen wir ueber eine einsame, schnurgerade Strasse, welche beidseits von hohen Hecken gesaeumt war, nach Entre Lagos am Lago Puyehue. Didi hatte kurzfristig den "ohne Aussicht geradeausfahr-Koller", doch der war schnell vergessen als wir im Hospedaje von Doris nach einem heissen Kaffee ein Zimmer mit eigenem Gasofen bekamen. All dies, zusammen mit einer mal wirklich heissen Dusche, hatte fuer uns einen Hauch von Luxus.

Rio Bueno

Nachdem Didi Doris ein altes Schweizer Zehnernoetli fuer ihre auslaendische Muenzensammlung geschenkt hatte, beglueckte sie uns im Gegenzug mit einer Dose ihrer superfeinen, selbstgemachten Hagebuttenconfi, bevor wir uns wieder auf die Strasse machten. "Ruta de Tierra" (Erdstrasse), wie Doris dies ziemlich trffend genannt hat, denn "Ripio" (Kies) konnte man das nicht mehr nennen.


Es war eine rechte Schlammschlacht und zwischendrin mussten wir sogar unsere Zahnkraenze reinigen, da der Matsch der sie verstopfte das Schalten unmoeglich machte.


Als wir schliesslich voellig verdreckt Rio Bueno erreichten, suchten wir als erstes eine Tankstelle auf, wo wir unsere Bikes samt Gepaeck erst einmal abspritzten. Rio Bueno ist absolut nicht touristisch und dementsprechend gestaltete sich die Suche nach einer Unterkunft nicht so einfach. Die Leute auf der Strasse waren jedoch sehr hilfsbereit und zweimal begleitete uns gleich einer zu einem Hospedaje das er kannte. Bei der dritten Anlaufstelle stimmten dann Preis und Leistung. Wir bekamen ein "Cabaña" mit Heizung und durften in der Kueche unserer Gastgeber kochen.

Ruta 5

Nach einem Pausentag, den wir mit ausschlafen, waschen und schreiben verbrachten, machten wir uns auf zur Ruta 5, wie der Abschnitt der legendaeren Panamericana hier heisst. Die Ruta 5 ist eine Autobahn, war jedoch auf dem breiten Pannenstreifen bei spaerlichem Verkehr ueberraschend angenehm zu befahren. Scheinbar ist es hier auch nichts Aussergewoehnliches, dass man per Fahrrad auf der Autobahn unterwegs ist. Es gibt auch Bushaltestellen, von und zu denen die Leute sogar zu Fuss ueber die Strasse spazieren und die Polizisten konzentrierten sich auf die Fahrzeugkontrolle und nahmen kaum Notitz von uns. An der Zahlstelle zwaengten wir uns zwischen der Barriere und der Abschrankung hindurch und da uns niemand aufhielt, gingen wir davon aus, dass man fuer Fahrraeder tatsaechlich nichts bezahlen muss.


Los Lagos

Nach dreistuendiger Fahrt erreichten wir das vollends untouristische Staedtchen Los Lagos, wo wir uns als erstes fuer eine ganze Weile an die Sonne setzten.


Das einzige Hospedaje des Ortes war ausgebucht, doch dessen Besitzer, ein freundlicher aelterer Herr, organisierte uns ueber seine Tochter eine andere Bleibe.

So landeten wir bei Ingrid und Gerardo, einem liebenswuerigen, bescheidenen Paar, das ein klitzekleines Cabaña in seinem Garten hat und davon traeumt, eines Tages ein Hospedaje zu eroeffnen. Wir wurden freudig empfangen und gleich zu einem "Cafesito" eingeladen, was hier nebst Kaffee auch Broetchen mit Butter und "Mermelada" beinhaltet. Wir erfuhren, dass wir die allerersten Touristen sind die sie beherbergen. So wurde auch die Dusche unseres Haeuschens vor uns noch nie benuetzt und das Wasser lief aus dem Bad direkt unter den Teppich unseres Schlafzimmers...

Nach dem Abendessen genossen wir das Stueck - ebenfalls zum ersten Mal - hausgemachte Schockoladentorte, welches sie uns ins Zimmer stellten und zwaengten uns dann in das fuer zwei Personen mit 120cm doch nicht allzu breite Bett.

Am naechsten Morgen wurden wir zum Fruehstueck eingeladen und hatten dann fast ein bisschen Muehe, uns von unseren lieben Gastgebern loszureissen. Natuerlich gab's noch eine Fotosession und wir machten den ersten Eintrag ins zukuenftige Gaestebuch.


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