Samstag, 21. Juni 2008

Insel Chiloé

In Puerto Montt standen wir am späteren Abend vor der Flughafenhalle. Unser Auge erspähte einen Minibus, welcher zum Glück noch Platz für uns und unser Gepäck hatte. Der Chauffeur lud uns wenig später vor dem Hostel "Perla" ab, welches nach der Besitzerin benannt ist.

Einen Flick- und Pausentag spaeter machten wir uns bei strahlendem Wetter auf 2 Rädern auf den Weg zur Insel Chiloé, welche sich etwas südwestlich von Puerto Montt befindet. Die ca. 150 km lange Insel ist für zahlreiche Mythen und Sagen bekannt, für auf Pfählen gebaute Häuser und für ihre Bewohner, welche vielerorts noch vom Fischfang leben. Dass Grossstädte nicht unser Ding sind, merkten wir einmal mehr: wir brauchten eine geschlagene Stunde, bis wir Puerto Montt verlassen hatten und auf der richtigen Route waren...


Per Autofähre setzten wir auf die Insel über und konnten während der kurzen Überfahrt einige Pelikane und Seelöwen beobachten. Dass wir nun auf einer Fischerinsel sind, wurde uns auf den ersten Metern bewusst: in "Garetten" boten die Fischer ihre roten Hummer zum Kauf an.



Ancud

In diesem hübschen Städchen an der Küste gelegen, fanden wir beim zweiten Anlauf ein passendes Hospedaje. Ausnahmsweise dürfen wir sogar die Küche benützen... Diese Unterkünfte muss man sich so vorstellen: es gibt ein oder mehrere Gästezimmer mit einem Gemeinschaftsbad im Gang, die Küche und den Wohnraum teilt man mit den Besitzern. So kriegt man oft das Frühstück serviert, darf dafür jedoch manchmal die Küche nicht zum "Selberkochen" benützen. Dies ist bei einem regen Touristenansturm verstaendlich, wird doch oft eine ziemliche Schweinerei hinterlassen.


Jedenfalls hatten die Betreiberinnen des Hostels so Freude an uns (oder vieleicht an Didi), dass wir nach dem Nachtessen mit mehr Touristinformationen überhäuft wurden, als bis dahin während der gesamten Reisezeit. Per Zufall war die Besitzerin zugleich Vorsteherin des lokalen Verbandes für Hospedajes und hatte auch sonst noch lange nicht Freitagabend...

Den nächsten Tag nützten wir für einen Ausflug zu einem Freihlichtmuseum, wo ein 82-jähriges Maennlein eine Sammlung antiker Fundstücke ausstellte, die er beim Graben hinter seinem Haus entdeckt hatte. Zusätzlich gab es eine Anzahl ausgestopfter Tiere (Meeresschildkröte, Hai, Stachelrochen, Pinguin, ...) zu bestaunen - oder eher zu bedauern, denn die Viecher waren auf so schlechte Weise verarbeitet, dass es eher an eine Kadaversammlung erinnerte. Wir fragten uns ernsthaft, weshalb es hier nicht übel nach Verwesung roch, ausgesehen hat es jedenfalls so.


Eindrücklicher fanden wir dann schon die riesigen Walskelette, welche im Garten vor der "Leichenhalle" aufgestellt waren. Als Eintritt in diese Openairausstellung verlangte der Besitzer ein paar Pesos und eine Zigarette ;-)


Auch den Folgetag verbrachten wir auf den Spuren der Chiloten, diesmal in der Markthalle. Dort konnten wir so richtig ins Alltagsleben der Inselbewohner eintauchen. An zahlreichen Staenden boten Fischer ihre Produkte zum Kauf an. Der Fang wurde vor Ort geschuppt, ausgenommen und teilweise filettiert. Das Zuschauen machte unglaublichen Spass und weckte die Lust bei uns auf ein solches Lachsfilet, welches wir dann fuer unser Abendessen erstanden.


Nebenan praesentierten etliche Gemuesehaendler ihr knackiges "Gruenzeug", wenn auch das Angebot bei allen etwa das selbe war. Direkt neben den Esswahren konnte man auch Hunde-, Katzen- und Huenerfutter erwerben.


Zwischen den uns bekannten Produkten entdeckten wir auch immer wieder Neues. So zum Beispiel apfelgrosse, gepresste Baelle aus Kartoffelstaerke. Wir fragten uns durch die Staende, was dies oder das sei. Freundlich gaben die Verkaeufer(innen) Auskunft und quetschten uns im Gegenzug ueber unsere Herkunft aus.



Dalcahue

Ein Stueck weiter suedlich auf der Insel machten wir im Staedchen Dalcahue Halt. Es war Samstag und die Pfadfinder hatten den Ort fest im Griff. Dass hier wohl nicht so oft Touristen vorbeischauen, merkten wir an den vielen Blicken, die auf unsere Raeder fielen. In einem Hostel mit niedrigen Decken quartierten wir uns fuer eine Nacht ein und parkierten unsere Raeder im Hinterhof, neben den Huehnern und Gaensen.

In unserem Reisefuehrer war ein Sonntagsmarkt in Dalcahue erwaehnt, welchen wir mit unserem Timing perfekt trafen und wo Handwerk (Artesanias) ausgestellt werden soll. Uns erinnerten die Staende eher an einen Flohmarkt, waehrend wir unsere Raeder durch die Strasse schoben. Oder gehoeren kopierte CDs/DVDs sowie Secondhand-Unterwaesche wirklich in die Sparte "Handwerk"?

Castro

Etwas weiter der Kueste entlang nach Sueden erreichten wir Castro, der Hauptstadt von Chiloé. Bereits am Ortseingang passierten wir einige Palafitos. Das sind Haeuser auf Pfaehlen, welche im Wasser stehen, Prinzip Pfahlbauer. Diese Huetten sind noch immer bewohnt und machen mit ihren verschiedenen Farben einen freundlichen Eindruck.


Nach einigen billigen Unterkuenften in letzter Zeit leisteten wir uns heute eine gediegene Variante, eine Cabaña, wo die Matratzen am naechsten Morgen noch dicker als 1cm waren... Mit einer abgeschauten Heizvariante (alle Gashaehne des Herdes auf Vollgas...) brachten wir auch den etwas groesseren Raum stubenwarm und verbrachten so einfach wieder mal einen Nachmittag drinnen, statt draussen an der Kaelte.

Noch etwas weiter in den Sueden fuhren wir am naechsten Tag, das Gepaeck deponierten wir bei unserer Unterkunft. In Chonchi (sprich Tschontschi) machten wir am Pier eine Zvieripause, bevor wir umkehrten und das Kapitel "Chiloe" abschlossen, eine farbenfrohe saubere Insel mit seinen freundlichen Einwohnern und reisten per Bus wieder nach Puerto Montt zurueck.

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