Dienstag, 16. Dezember 2008

Essen auf Peruanisch

Süssigkeiten

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr (und vor allem wie oft) sich unsere Mägen nach Süssigkeiten sehnen. In verschiedenen peruanischen Städten konnte man deshalb in den vergangenen Wochen vereinzelt Veloreisende antreffen, welche noch spät Abends ganz verzweifelt auf der Suche nach "Toartä" waren. Manchmal wurden sie fündig...


Das Mittagessen lassen wir grundsätzlich aus und verpflegen uns tagsüber mit Früchten, Guetsli und Schokolade. Die sommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage sorgten dafür, dass die Schoggibanane ohne Lagerfeuer zubereitet werden konnte.


Fleisch

Da Kühlschränke in Peru eine Seltenheit sind, sind wir mit dem Kauf und der Zubereitung von "Frisch"-Fleisch sehr vorsichtig. In einem Bergdorf überkam uns aber doch die Lust nach etwas tierischem Eiweiss und Didi orderte in einem Laden ein Stück Poulet. Zu unserem Erstaunen war am Pouletbein noch der ganze Hühnerfuss dran, welchen wir von unserem Gericht ausnahmen und der Hostalbesitzerin verschenkten.


Im Städchen Chincheros waren wir mit Reparieren des Velos eines Knaben beschäftigt, als uns ein Frölein über die Gasse ein grilliertes Cuy andrehen wollte. Wir hatten zum Glück eine Ausrede, dass wir gerade beschäftigt seien und verdrückten uns danach heimlich in ein chinesisches Restaurant, wo wir dem Meerschwein einen grossen Teller "Arroz Chaufa" vorzogen.

Sonntag, 30. November 2008

Machu Picchu

Nachdem wir nach einer Erkältung von Adi und einer weiteren Magenverstimmung von Didi unsere Fitness wieder erlangt hatten, beschlossen wir, den Ausflug zur berühmten Ruine Machu Picchu in Angriff zu nehmen. Da einerseits die Zugfahrt dorthin für Touristen ein halbes Vermögen kostet (Einheimische bezahlen einen Bruchteil davon), andererseits die Strasse dorthin durch atemberaubende Landschaften führt, entschieden wir uns für eine Hinfahrt per Rad.

Einige Tage zuvor trafen wir in Cusco zufälligerweise auf Marina, eine Genferin, welche hier ebenfalls ihre Veloreise durch Südamerika startet. So waren wir für den einwöchigen Ausflug zu dritt. Mit minimalem Gepäck bewaffnet verliessen wir am Montag Morgen die Stadt.


Die erste Etappe führte uns über einen kleinen Pass nach Pisac im "heiligen Tal", wo wir am Rand des Touristenmarktes einen "Almuerzo" zu uns nahmen (-> just a snack).


Nur wenige km weiter machten wir Halt in Coya, wo wir Katja an ihrem neuen Arbeitsort einen Besuch abstatteten. Sie zeigte uns (stolz!) ihr neues Reich und ihre Mitarbeiter, bevor wir die Reise nach Ollantaytambo fortsetzten.


Wegen den längeren Stopps unterwegs erreichten wir das Dorf erst nach Einbruch der Dunkelheit. Hier besuchten wir am nächsten Morgen die Inka-Ruinen oberhalb des Dorfes, welche sich oberhalb riesiger Terassenfelder befanden.


Dann begann der strengste Teil des Ausfluges. Während 7 Stunden "pumpten" wir auf den 4300 Meter hohen Pass Abra Malaga, was uns einige Schweissperlen kostete und die beiden Veloneulinge ziemlich ins Schnaufen brachte.


Über nicht enden wollende Serpentinen erreichten wir um 17.30 Uhr die Passhöhe in dichtem Nebel und eisiger Kälte.


Nachdem wir uns alle warmen Kleider und lange Handschuhe angezogen hatten, stürzten wir uns auf der anderen Seite regelrecht in die Tiefe: bis auf 1200 m.ü.M. hinunter führte sich die anfangs noch geteerte Strasse, während über 70km. Leider dunkelte es auch heute wieder, bevor wir unser Tagesziel erreichten und so bekamen wir von der Umgebung nicht viel mit. Dafür wechselte der Asphalt zu Kies und wir wurden von einem heftigen Gewitter überrascht, so dass wir triefend nass nach 114km in einem Dorf unser Nachtlager bezogen. In einem einfachen Restaurant erhielten wir noch einen Teller Suppe und eine Portion Reis und fielen todmüde in unsere Betten.


Dass wir uns in der Selva (Regenwald) befanden, merkten wir Tags darauf am tropischen feucht-warmen Klima, an der grünen Umgebung und an hunderten von Mücken, welche sich auf alle nackten und nicht mit Antibrumm behandelten Körperstellen stürzten.


Die Qualität der Piste war nicht nur für uns Velofahrer eine Herausforderung: zweimal überholten wir einen Lastwagen, welcher auf dem losen Untergrund in den Strassengraben gerutscht war...


Nach einem Frühstück im Dörfchen Santa Maria radelten wir dem Rio Urubamba entlang hoch nach Santa Theresa. Die in den steilen Fels hinein gehauene Strasse war gesäumt von Bäumen mit verschiedenen tropischen Früchten: Bananen, Mangos, Papayas und Avocados.


Als Belohnung nach 3 strengen Velotagen erholten wir unsere Glieder in den sehr idyllischen Termen von Santa Theresa, wo wir bis in die Dunkelheit im warmen Wasser sassen. Das Dorf Santa Theresa ist übrigens vor rund 10 Jahren komplett vom Rio Urubamba weggeschwemmt worden und wurde in etwas sicherer Lage erhöht über dem Flussbett wieder aufgebaut.


Am nächsten Tag ging's noch einige Kilometer weiter durch das enge Flusstal. Die von uns gewählte Piste war gerade im Bau und entsprechend schwer passierbar.


Bald erreichten wir das Wasserkraftwerk (Hydroelectrica), wo die Strasse endete. Von hier führt nur noch eine Bahnlinie nach Aguas Calientes, weshalb wir die Räder in den Gepäckwagen verluden und uns per Zug die letzten 10km bis zum Fuss des Machu Picchu chauffieren liessen.


Um vor dem grossen Touristenansturm bei den Ruinen zu sein, marschierten wir frühmorgens um 4.40 Uhr im Dorf los und stiegen während einer Stunde bis zum Eingang des Areals hoch. Als wenig später die Pforten geöffnet wurden, war das antike Inkadorf noch von mystischen Wolken umgeben, welche sich jedoch bald verzogen.


Wir waren beeindruckt von der verrückten Idee der Inkas, zuoberst auf einem so schwer zugänglichen Ort mit ringsum senkrecht abfallenden Bergflanken ein Dorf zu errichten. Wir fragten uns, wie viele Dorfbewohner wohl beim Bau und Bewirtschaften der Terassen in die Tiefe gestürzt sind...


Den benachbarten Gipfel Waynapicchu dürfen pro Tag nur 2 mal 200 Personen besteigen. Wir waren drei dieser glücklichen und kletterten im Lauf des Morgens die schmalen und steilen Treppen auf den 2700 Meter hohen Nachbarsberg, von welchem aus man die Ruinen und das Tal des Rio Urubamba ringsherum quasi aus Vogelperspektive überblicken kann.


Den Weg nach Cusco legten wir dann mit dem Zug und Bus zurück. Dort erholten wir uns von diesem doch recht anstrengenden Ausflug, wuschen fast 10kg Kleider, trafen Katja zum Nachtessen, brachten Didis Rad erneut auf Vordermann und bereiteten uns auf die Weiterfahrt richtung Norden vor.

Cusco

Adis Ankunft in Cusco

Adis erste Peruwoche bestand aus aprender español und conocer a Lima. Danach gings per Flugzeug nach Cusco. Der Höhenunterschied von über 3000 Metern zwischen Lima und Cusco sowie eine Erkältung machten eine ca. 10-tägige Akklimatisierungs- und Erholungspause nötig, in welcher u.a. Adis neues Velo aus der Transport-Kiste befreit und reisefertig gemacht wurde.


Die Stadt

Cusco (3400 m.ü.M.) ist das Interlaken von Peru. Beinahe jeder Peru-Besucher macht hier Halt um das nahegelegene Machu Picchu und weitere Inka-Ruinen zu besuchen. Bei Schlendern über den Hauptplatz, den Plaza de Armas wird man alle paar Meter mit Angeboten wie "masaje amigo - maybe later?", "¡free drinks!" oder "¡jhappy hour!" überhäuft. Betritt man "freiwillig" ein Lokal, so folgt einem ein "Zuhälter", welcher die Provision für die neuen Gäste kassieren möchte.


Hostal Moon

Das Hostal Moon war unser gemütliches Zuhause in Cusco. Zusammen mit unseren Velos logierten wir in einem der 6 Zimmer. Im kleinen Innenhof des Hostals wachsen Himbeeren (frambuesas) , Zwetschgen (ciruelas), Kartoffen (Papas), Pefferminze (Herba Buena), ... Wir fühlten uns sehr wohl im Moon, insesondere dank den beiden Hostalerinnen Judith und Elisabeth, welche uns immer wieder Einblicke und Kostproben der lokalen Küche gaben.


Sacsayhuamán

Nachdem sich Adrian etwas an die Höhe gewöhnt hatte, machten wir uns an den steilen Aufstieg zu den über der Stadt gelegenen Ruinen des Sacsayhuamán. Hier sahen wir die bis anhin eindrucksvollsten Inka-Steine. Die zum Teil mehrere Meter grossen Steine passen millimetergenau ineinander!


Wie an jedem Touri-Ort hat es zig Inka-Frauen, welche Kleider, Schmuck oder Esswaren an den Tourist bringen wollen. Die Lamas und Alpakas sind nicht etwa dabei um die Waren zu transportieren, sondern um gegen Bares von den Touris abgelichtet zu werden.

Mercado

Hier gibt es Früchte, Gemüse, diverse Tier-Bestandteile, und weitere Lebensmittel zu kaufen. Daneben sind auch leckere Speisen wie z.B. Ceviche und diverse Kleider im Angebot.


Didis neue Felge

Da auch Didis 2te Felge den Strapazen nicht gewachsen war, musste für Ersatz gesorgt werden. Didi wurde in einem der beiden Fahrradgeschäften fündig. Doch damit war die Sache noch nicht erledigt! Erst drei Tage und etwa 6 Besuchen im Geschäft später konnte das neu eingespeichte Hinterrad mitgenommen werden. In Südamerika dauert eben alles ein bisschen länger!

Dienstag, 11. November 2008

Puno bis Cusco

Die Strecke vom Titicacasee bis nach Cusco war landschaftlich sehr interessant und wunderschön. Bei idealstem Wetter verliess ich Puno und fuhr via Juliaca richtung Norden. Da die Strasse dem Flusslauf aufwärts folgte, waren keine grossen Steigungen zu meistern. Die anfangs noch ziemlich dicht besiedelte Region verwandelte sich bald in eine einsamere Gegend, wo auch sehr wenig Verkehr herrschte.


Als am späteren Nachmittag eine dunkle Gewitterfront mit Sturmböen vor mir aufzog, beschloss ich kurzerhand, am nahen Flussufer etwas abseits von der Strasse das Zelt aufzuschlagen und hier die Nacht zu verbringen. Neben einigen duzend Flamingos ass ich Znacht und war kurz nach Einbruch der Dunkelheit auch schon im Schlafsack.

Wenig später wurde ich von einem Traktor aufgeschreckt, welcher im Dunkeln nur wenige Meter neben meinem Zelt einige male hin- und herfuhr, mich jedoch nicht entdeckte. Am nächsten Morgen war das Feld oberhalb meines Nachtlagers gepflügt.


Die aufgehende Sonne lockte mich bereits um 5.30 aus dem Zelt, was für mich extrem früh ist!!! Es lohnte sich aber in jeder Beziehung und ich war so früh wieder im Sattel, dass ich im nächsten Dorf am Strassenrand bereits einen Znüni nehmen konnte: Gekochter Maiskolben mit Frischkäse, eine Empanada (mit Gemüse gefüllte Teigtasche) und ein Glas Chicha (-> sprich Tschitscha), einem vergorenen Maissaft, der etwas wie saurer Most schmeckt.

Je weiter die Strasse richtung Norden bzw. Passhöhe kam, desto karger wurde die Landschaft. Kaum noch wurden die Felder bewirtschaftet, höchstens einige weidende Lamas bekam man zu Gesicht. Dafür kamen mir 2 schweizer Radler entgegen und wir tauschten einige Infos und Erfahrungen aus. Auch diese Nacht verbrachte ich im Zelt, welches ich in einem verlassenen Viehunterstand aufstellte.


Am nächsten Morgen setzte ich das "Frühaufstehen" fort und schon bald stand ich oben auf der Passhöhe von 4338m.ü.M. Dort verkauften einige Peruanerinnen ihre Handwerkswaren und Kinder standen mit Lamas an der Leine bereit, um den hier haltenden Touristen ein paar Soles für ein Foto abzuknöpfen.


Auf der anderen Passseite ging es praktisch alles dem Fluss entlang leicht bergab, was ich ausnutzte und zu meiner bisher längsten Tagesetappe machte: 155km. Erstaunlicherweise war die Gegend auf dieser Seite des Passes fruchtbar und grün, der Mais stand mannshoch und die Bauern waren mit pflügen und eggen beschäftigt.

Auf der letzten Etappe bis nach Cusco stachen mir verschiedene kulinarische Neuheiten ins Auge. In einem Dorf (nicht grösser als Bisikon) hatte praktisch jedes Haus ein Schild mit der Aufschrift "Cuy al horno" ausgehängt. Das wären jetzt eben gebackene Mehrschweinchen...


In einem Dorf danach waren in Glasvitrinen riesige Pommes-Chips ausgestellt. Meine Neugier liess mich nicht vorbeifahren ohne nachzufragen. So erhielt ich ein (kleines) Stück zum probieren und erfuhr, dass es sich dabei um "Tocto", frittierter Schweinshaut und Spezialität des Dorfes handelt.


Den letzten Stopp legte ich bei einer Familie ein, welche am Strassenrand mit der Herstellung von "Adobe" beschäftigt war. Adobe sind Backsteine aus Lehm, welche hier das wichtigste Baumaterial für Häuser darstellen. Zur Erhöhung der Stabilität wird Stroh in die feuchte Masse eingearbeitet, bevor daraus Blöcke gemacht werden. Bei diesem Arbeitsgang durfte ich mich nützlich machen...


Puno und die Inseln

In Puno traff ich während meines fast wöchigen Aufenthaltes verschiedene mir bekannte schweizer Gesichter. Zum ersten Clodi Küchlin, die auf einer zweiwöchigen Reise durch Peru und den Amazonas genau jetzt ebenfalls zwei Nächte in Puno verbrachte. Zum zweiten Sabrina Bernhardsgrütter, welche ich von unserer Schulzeit in Bariloche her kannte. Und zum dritten war auch Katja (noch) in der Stadt, so dass wir beim gemeinsamen Nachtessen das chinesische Restaurant mit Schweizerdeutsch füllten.

Schwimmende Inseln

Mit Sabrina unternahm ich einen zweitägigen Ausflug zu verschiedenen Inseln auf dem Titicacasee. Zuerst ging die Fahrt per Boot zu den "Islas flotantes", einer Gruppe von 45 schwimmenden Inseln, welche komplett aus Schilf (Totora) hergestellt sind. Diese Pflanze bestimmt das Leben der Inselbewohner, da auch die Hütten und Botte komplett daraus hergestellt werden.

Genau an diesem Morgen waren die meisten Inselbewohner richtung Puno zu einer jährlichen Feier unterwegs und wir konnten diese farbig geschmückten Boote aus nächster Nähe bestaunen, da unser Schiff den "Umzug" auf halbem Weg kreuzte.


Bei einem Zwischenhalt auf einer solchen Schilfinsel erklärte unser Guide deren Herstellung und die Geschichte dieses einzigartigen Volkes. Es lebt heute vorwiegend vom Tourismus und versteht neben der Schilfverarbeitung auch eine Menge von Selbstvermarktung.


Insel Amantani

Zu der etwas weiter entfernten Insel Amantani ging es während einer 3-stündigen Bootsfahrt. Hier wurden wir einer Familie zugeteilt (es gibt dort sonst keine Übernachtungsmöglichkeit) und auch von dieser in ihrer kleinen und einfachen Küche bewirtet. Gekocht wurde auf offenem Feuer.


Zum Tagesabschluss trafen sich dann alle in der "Mehrzweckhalle" zum Tanz, wobei wir Touristen mit traditioneller Kleidung ausstattet wurden: Männer mit Poncho, Frauen mit Rock und Kopftuch. Das sah nicht nur wegen unserer hellen Haut, sondern auch wegen den Wanderschuhen ziemlich witzig aus.


Insel Taquile

Am nächsten Morgen brachte uns das Boot zur nächsten Insel, nach Taquile. Obwohl nur wenige Kilometer von Amantani entfernt, lebt hier ein Volk mit völlig anderer Kultur. Die Leute sind "einheitlich" gekleidet, so dass man z.B. an der Kopfbedeckung den Zivilstand und den sozialen Status erkennen kann. Ich müsste demzufolge eine weisse Mütze tragen...


Zudem machten wir einen kurzen Spaziergang quer über die Insel, bei welchem uns verschiedene Bewohner bei ihrer täglichen Arbeit begegneten: beim Schafe hüten, beim Holz beschaffen und beim Material die steilen Küstenhänge hochschleppen. Die kleinsten sind von der Arbeit noch ausgenommen.


Auf der Rückfahrt dann plünderten wir noch die eisernen Schokoladenreserven von Sabrina. Es war ein unglaublicher Genuss, sich ein Ragusa auf der Zunge zergehen zu lassen.