Dienstag, 12. August 2008

Atacama

Vor unserer Weiterfahrt besorgten wir uns in einem Fahrradladen in La Serena zwei zusätzliche Bidonhalter, welche Didi an seinen Anhänger schraubte. Wir wollten einfach auf Nummer sicher gehen, da ab nun im wahrsten Sinn des Wortes "Durststrecken" zu überstehen sind.

Weiter auf der Ruta 5 verliessen wir nach zwei Pausentagen La Serena und damit bald auch die fruchtbare und grüne Landschaft. Die folgenden Tage waren fast durchwegs wolkenlos und die brennende Sonne sowie das hügelige Geländeprofil entlockten uns einige Schweissperlen.


Unterwegs kreuzten uns am ersten Tag drei Schwertransporter, welche die Ladebrücken dreier Muldenkipper transportierten, wie sie hier in Minen für den Transport des gelössten Gesteins verwendet werden. Es handelt sich hier um Metallbehälter von 7 Meter Breite und wir staunten nicht schlecht, als diese Kolosse an uns vorbeizogen.


Wir wählten unsere Etappenlängen so, dass wir abends immer an einem Ort landeten, wo wir Wasser für das Abendessen und für den nächsten Tag erhalten konnten. Das erste Nachtlager war etwas ausserhalb des Dorfes El Trapiche, wo wir umgeben von Kakteen unser Zelt errichteten.


Zum Glück kriegten nur unsere Hände und Füsse ein paar Stacheln ab, nicht aber die Pneus unserer Räder...


Wir übten uns im Minimieren des Wasserbedarfs. Im Bewusstsein, dass wir im Altiplano (Bolivien) teilweise für mehrere Tage das Wasser mitführen müssen, versuchten wir schon in diesen Tagen, möglichst wenig Wasser zu "versauen". Am besten spart man Wasser bei der täglichen Toilette, so mussten ca. 2 dl für eine abendliche Dusche ausreichen... Wir tranken fast immer eine nährende und salzspendende Suppe vor der Malzeit und prüften u.A., wieviel Wasser beim Abgiessen von Pasta verloren geht.


Am zweiten Tag ging es dann während strengen 40km nur bergauf und wir erreichten unseren bisherigen Höchstpunkt von 1263m. Während dem Aufstieg über grosszügige Serpentinen kamen wir uns zeitweise vor wie Sportler an einem Marathon, weil uns praktisch alle vorbeifahrenden Fahrzeuge (bzw. deren Lenker) motivierend zuhupten und winkten.


Für die nächste Übernachtung besorgten wir im Wüstendorf Domeyko Wasser, Brot und Früchte für den nächsten Tag. Obwohl Domeyko aus nicht mehr als einer Häuseransammlung in einem ausgetrockneten Tal besteht, besuchten wir 4 (!) Läden und zum Schluss noch einen Privathaushalt, bis wir alle unsere Siebensachen beisammen hatten. Die Nacht verbrachten wir dann wieder etwas ausserhalb der Siedlung in komplett pflanzenloser und flacher Steinwüste.


Da uns die Bedingungen geeignet erschienen, entschieden wir uns für eine Übernachtung unter freiem Himmel und steckten unsere Schlafsäcke in die ausgebreitete Zeltunterlage. Die Nacht war dann angenehm "warm" und wie halt Übernachtungen unter freiem Himmel sind: traumhaft. Wer weiss übrigens ohne nachzulesen, weshalb es in der Wüste tagsüber so heiss und nachts so kalt wird? Hier die Lösung.


Am nächsten Tag erreichten wir Vallenar, welches das Zentrum des Olivenanbaus von Chile ist. Dies zeigte sich uns jedoch lediglich an den Verkäufern, welche vor dem Supermarkt ihre frischen Oliven anpriesen. Die Felder mit Olivenbäumen suchten wir vergebens. Mit wieder einmal einem Riesenglück fanden wir eine passende Bleibe: wir sassen ratlos auf der Türschwelle eines Hotels, als uns ein Herr ansprach und uns ein Zimmer in seinem Haus anbot. Er erzählte uns auch, dass es in Vallenar ganze 6 Jahre lang nicht mehr geregnet hätte.

Der Strassenverlauf der nächsten 2 Tage änderte sich dann insofern, als nun auch noch die Kurven ausblieben. Auf fast komplett gerader Piste durchquerten wir eine sandige Gegend, in welcher man den Gegenverkehr schon 15km voraus sieht.


Aber Vorsicht bei unbewachten Bahnübergängen: just als wir einen solchen passieren wollten, kreuzte ein Zug die Strasse auf dem Weg in eine Eisenerz-Mine.


An diesem Punkt trafen wir auch einen Typen, welcher scheinbar CD's verkaufte, dies aber völlig abseits vom Menschenstrom, inmitten der Steppe. Das kam uns schon etwas suspekt vor und unser Verdacht auf irgend ein krummes Geschäft erhärtete sich, als wir ihn dabei beobachten konnten, wie er aus einem nahegelegenen Versteck ein Plastiksack hervorholte, als ein "Kunde" anhielt.

Unsere nächste Wasserquelle war "Posada El Pajarito", ein Restaurant, welches nebenbei eine Art Kleintierzoo (Hühner, Enten, Guanakos, Lamas, Alpakas, Meerschweine, ja sogar einen Affen) unterhält. Auf komplett sandigem Untergrund übernachteten wir einmal mehr "wild", wobei wir am nächsten Morgen von 100%-iger Luftfeuchtigkeit begrüsst wurden. Es gibt also auch Nebel in der Wüste.


Im Laufe des Tages verzogen sich die Wolken jedoch wieder und wir genossen schlussendlich eine 12km lange Abfahrt in die Stadt Copiapo, wo wir uns einen wohlverdienten Pausentag genehmigen, nach 5 eindrücklichen, schweisstreibenden, stacheligen, strengen und sonnigen Tagen im Sattel.

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