Dienstag, 5. August 2008

Valparaiso bis La Serena

Als wir uns in Valparaiso zur Weiterfahrt bereit machten, versammelte sich das halbe Hostal um uns und unsere bepackten Raeder. Fotos wurden gemacht und an diesem sonnigen Tag haetten einzelne vermutlich gerne mit uns "verrueckten" Abenteurern getauscht.


In anfaenglich ziemlich starkem Stadtverkehr schlaengelten wir uns durch die Buskollonnen. Dies besserte jedoch nach einigen Kilometern und ab Puchuncavi war die Kuestenstrasse uebersaeht mit protzigen Villen. Hier haetten die Schoenen und Reichen aus Santiago ihre Ferienhaeuser, wurde uns gesagt. Da es in unserem geplanten Tagesziel Zapallar im einzigen Hostal kein freies Bett mehr hatte, fuhren wir bei einem traumhaften Sonnenuntergang noch 10km weiter ins Dorf Papudo.

Am naechsten Tag trafen wir auf die Panamericana, die laengste Nord-Sued-Verbindungsstrasse von Alaska nach Feuerland. Auf dieser "Autobahn" mit genuegend breitem Seitenstreifen rollten wir bei traumhaftem Wetter ein rechtes Stueck weiter nordwaerts bis nach Los Vilos. Kurz davor stellte Katja bei ihrer Velokette ein defektes Glied fest, weshalb wir diese durch die Ersatzkette austauschten.

Los Vilos war ein huebsches Staedtchen und wir quartierten uns in einem einfachen Hospedaje mit Meerblick ein. Das Gebaeude war jedoch so verwinkelt gebaut und schlecht "abgedichtet", dass der Regen am naechsten Tag an verschiedenen Stellen ins Haus drang und wir in der Kueche behelfsmaessig Eimer aufstellten. Den Regentag nutzten wir als Pausentag.


Da die naechste Etappe einsamer wurde, stockten wir im Supermarkt unsere Vorraete auf und besuchten auch noch das lokale Fahrradgeschaeft. Der Laden erinnerte zwar mehr an einen Alteisenhaendler aber mit geschickten Handgriffen entfernte der Mechaniker das defekte Glied aus der Kette und schenkte Didi noch ein paar Ersatzteile.

Kurz nach der Abfahrt musste dann auch noch der platte Reifen an Didis Anhaenger geflickt werden, welcher den Scherbenfeldern am Strassenrand nicht standhalten konnte.


Auf der Panamericana besteht der Verkehr zu 80% aus Schwerverkehr. Fernfahrer, welche ueber weite Strecken mit ihren Lasterzuegen zuruecklegen, hupten uns (oder vielleicht doch eher Katja?) freundlich zu.


Unterwegs staerkten wir uns an einem Kiosk mit ein paar Empanadas, frittierten Teigtaeschli, welche es mit verschiedensten Fuellungen gibt.


Das naechste Nachtlager war unser Zelt, welches wir bei einem Restaurant in Las Palmas (Wasserversorgung und WC war somit sichergestellt) aufbauen durften. Bei angenehmen Temperaturen genossen wir den Sonnenuntergang ueber einem riesigen Nebelmeer, begleitet von einer feinen Mondsichel und spaeter einen atemberaubenden Sternenhimmel. Nicht umsonst ist diese Gegend hier Standort fuer verschiedene Sternwarten, der Nachthimmel ist ueberdurchschnittlich klar.


Das Nebelmeer lernten wir dann am naechsten Tag von einer anderen Seite kennen, naemlich von innen. Der starke (Ruecken-) Wind blies die dichte Wolkendecke ins Landesinnere und so radelten wir einige Stunden in dichtem Nebel. Katja wurde es fast "truemmlig". Didi versuchte dagegen erfolglos, mit seiner Windstopperjacke ein Segel aufzuspannen, um die Windenergie zu seinen Gunsten zu nutzen. Es war ziemlich anstrengend, mit einem Arm Segelmast zu spielen und mit der anderen Hand zu lenken. Aber wenigstens verging so die Zeit im Nebel etwas schneller...


Im naechsten Dorf durften wir auf dem gruenen Gelaende eines Bauernhofes campieren. Neben einem Peperonifeld, einem Wasserteich und einem weidenden Pferd stellten wir unser Zelt auf. Ebenfalls benuetzen durften wir die verfallenen Freiluft-Knebel-WCs, welche (je nach wahl des Oertchens) freie Sicht auf die Panamericana boten...


Unter perfekten Bedingungen (Sonnenschein, Rueckenwind, flaches Gelaende) fegten wir tags darauf ueber eine Hochebene, welche uns sehr an die Pampa im Sueden erinnerte, ausser dass hier gelegentlich Kakteen in den Himmel ragen. Ueberhaupt hat sich die Vegetation waehrend der letzten Tage veraendert: man sieht am Strassenrand Olivenbaeume, Peperoni- und Artischokenfelder und der Boden ist vermehrt sandig, nicht nur entlang der Kueste.


Als wir unser naechstes Ziel La Serena erreichten, steuerten wir als erstes ein Strandkaffee an, streckten unsere Beine in die Sonne und goennten uns ein kuehles Cerveza.


Gut, nach 3 schweisstreibenden Radlertagen sehnten wir uns auch nach einer Dusche und so checkten wir im Hostal Rosita ein. Diese gemuetliche Unterkunft hat zu unserem Erstaunen gruene Innenhoefe, welche nicht ueberdacht sind. Auf Rueckfrage bei den Besitzern erfuhren wir, dass es hier im Winter (also jetzt) lediglich 4 mal regnet, im Sommer dann noch weniger. Das stimmt uns zuversichtlich und wir sind froh, den Winter bzw. die kuehlen Breitengrade nun endgueltig hinter uns gebracht zu haben.

2 Kommentare:

TheRaceFace hat gesagt…

die wc's scheinen ja komfortabler als die hiesigen toi toi's...

Didi hat gesagt…

das stimmt, zumindest was die belüftung angeht. aber diese hier werden nicht täglich zur selben zeit hochdruck-gereinigt.