Dienstag, 5. August 2008

Auf nach Valparaiso

Obwohl es uns schlussendlich in Santiago sehr gut gefallen hat und wir viel laenger da geblieben sind als wir urspruenglich erwartet hatten, konnten wir uns schliesslich doch losreissen. Wir verbrachten einen letzten erlebnisreichen Abend in einem typisch chilenischen Restaurant namens El Hoyo, was soviel wie "Loch" oder "Grube" heisst. In diesem urchigen Lokal trafen sich sowohl Arbeiter zum Feierabenddrink wie auch Leute, die einfach in autenthischem Ambiente auswaerts essen wollten, wie wir zum Beispiel. Eines hatten praktisch alle gemeinsam: sie tranken "Terremoto". Terremoto ist ein Getraenk aus Klumpen von Ananas-Sorbet, die in einer Art Weisswein schwimmen, welchen man ohne sie wahrscheinlich nicht trinken koennte. Als gut gruehrtes Gemisch ist dieses Getraenk jedoch koestlich und wir bestellten gleich zweimal davon. Eine Gruppe von Strassenmusikanten spielte Gitarre und sang und im ganzen Lokal herrschte froehlich-laute Stimmung.

Am naechsten Morgen packten wir also unsere Drahtesel und fuhren bei schoenstem Sonnenschein aus der Stadt hinaus auf die Autobahn, welche die einzige Verbindung zwischen Santiago und Valparaiso darstellt. Auf dem breiten Pannenstreifen und von maessigem Verkehr begleitet fuhren wir nun wieder dem Meer entgegen. Zwei Tunnels, die fuer Radfahrer verboten sind gab es unterwegs zu durchqueren. Beide passierten wir per Autostopp. Beim ersten nahm uns ein Pickup mit, das zweite Mal hielt ein riesiger Sattelschlepper und nahm uns mit.


Es gefiel uns so gut in diesem Vehikel, dass wir bis kurz vor Valparaiso mitfuhren, was uns gleich einen Tag frueher ans Ziel brachte. Die letzten 10 Kilometer in die Stadt brachten wir noch mit einer rauschenden Downhill-Fahrt hinter uns.

Valparaiso ist eine spezielle Stadt, die sich wie ein Teppich aus bunten Haeusern ueber die Huegel am Meer legt. Im Gegensatz zu den meisten Orten hier ist sie nicht quadratisch angelegt, sondern besteht aus labyrinthartigen Stassen und Gaesslein, die sich an den Huegeln entlang und auch steil hinauf und hinunter schlaengeln.


Diverse uralte, steile Standseilbahnen befoerdern Gehmuede ratternd von einem Stadtlevel auf das naechste. Sie gehoeren mitunter zu den Wahrzeichen dieser Hafenstadt.


Wir quartierten uns in einem Hostel mit richtigen Daunendecken (!) auf den Betten und herrlichem Fruehstueck mit Ruehrei und frischen Fruechten ein und verbrachten drei schoene, sonnige Tage in diesem sympathischen Ort. Wir besuchten das zum Museum umfunktionierte Haus des bekannten chilenischen Poeten und kommunistischen Politikers Pablo Neruda, schlenderten durch die Stadt, fuhren mit einer der Standseilbahnen, beobachteten die Seeloewen am Meer und genossen die Sonne.


Einmal machten wir einen Ausflug in den Nationalpark La Campana. Da gibts viele Kakteen und die typisch chilenischen Palmen in einer malerischen Huegellandschaft. Waehrend der Busfahrt dorthin flickte Didi seinen platten Reifen, den er sich auf der scherbenreichen Autobahn geholt hat. Bei einem kleinen Ort im Nichts setzte uns der Bus ab und wir schwangen uns auf unsere leichten, gepaecklosen Velos und fuhren an Orangen- und Zitronenplantagen vorbei in Richtung Nationalpark.


Auf dem Weg ueberholten wir Mario, der ebenfalls mit dem Velo unterwegs war und uns schliesslich den ganzen Nachmittag begleitete. Nachdem wir uns zuerst noch verfahren und eine aus einem wackeligen Holzbalken bestehende Bruecke ueber eine ueberschwemmte Stasse passiert hatten, fanden wir den Eingang zum Park.


Eine holperige, aber gut befahrbare Sandpiste fuehrte uns durch die wunderschoene Gegend an einen Aussichtspunkt hinauf, wo wir einen schoenen Blick auf die Vegetation, eine Felsformation und einen kleinen Wasserfall hatten. Mario, mit Wollmuetze und Lederjacke bekleidet und solche Biketouren sichtlich nicht gewohnt, hielt tapfer mit, war aber ziemlich erledigt als wir oben ankamen.


Nach einer kurzen Pause genossen wir den Downhill-Trail bei Sonnenuntergang und hatten einen Riesenspass. Als wir schliesslich im Dunkeln die Bushaltestelle an der Autobahn erreichten, verabschiedete sich Mario von uns und wir hofften, unser Bus wuerde dann auch anhalten, wenn er kaeme. Doch wie befuerchtet, hielt er nicht. So machten wir einmal mehr Autostopp und wiederum nahm uns ein freundlicher Sattelschlepperfahrer mit. Da er nicht bis Valparaiso fuhr, lud er uns im naechsten Ort wieder ab und erklaerte uns, wo das Busterminal war. Mit einem rumpelnden Kleinbus, der saemtliche Strassen eines jeden Ortes bis Valparaiso zu bedienen schien, erreichten wir nach ueber zweistuendiger Fahrt schlussendlich doch noch unser Ziel.

2 Kommentare:

TheRaceFace hat gesagt…

ich als seilbahnexperte und mitverantwortlicher zweier standseilbahnen, hätte ja extrem vertrauen in die örtlichen sicherheitsvorschriften und deren umsetzung...aber ihr scheint mir ja heil aus der stadt gekommen zu sein;-)

Anonym hat gesagt…

hey didi! hope all is well. switzerland is still here if you should ever decide to come back - though, it sure is boring!!!!! haha
i was in the states the whole summer playing golf. i'm still playing golf - in-between rehearsals and teaching and gigs. best, david