Freitag, 17. Oktober 2008

Aiquile bis Cochabamba

Im Hostal genossen wir erstmal die Dusche, welche zwar kalt war und nur tröpfchenweise Wasser lieferte, aber sie befreite uns von einer dicken Staubschicht.


Während eines abendlichen Spazierganges durch die Strassen von Aiquile erblickten wir plötzlich eine Charangowerkstatt, wo ein Instrumentenbauer noch immer am Werk war. Wir durften sein "Revier" betreten und der freundliche Typ erkärte uns alles Wissenswerte über die Herstellung dieser Saiteninstrumente.

Vor der Weiterfahrt am nächsten Tag deckten wir uns am Sonntagsmarkt mit frischen Früchten ein. Einmal mehr genossen wir die lebhafte Athmosphäre zwischen den Gemüse- und Früchteständen, Schuhmachern und anderen Handwerkern.


Ab jetzt begann eine Strassenart, welche wir in der Schweiz ebenfalls kennen - nämlich von der Tremola auf dem Gotthard. Es folgten 72km Kopfsteinpflaster, welche uns und die Räder ziemlich heftig durchschüttelten. Zum Glück gab es meistens einen sandbedeckten Seitenstreiffen, was die Fahrt etwas angenehmer machte.


Auf dieser Strasse durchquerten wir ein tiefes Tal, was eine rasante Abfahrt und ein umso strengerer Anstieg auf der anderen Seite mit sich brachte. Vor dem Aufstieg erkundigten wir uns im Dörfchen, ob es ein Laden o.ä. gäbe, um unseren Durst zu stillen. Wir wurden zu einer Hütte verwiesen, wo uns eine uralte Greisin in ihrem Wohnzimmer 2 Flaschen Limonade verkaufte. Verständigen mussten wir uns mit Händen und Füssen, da die Frau nur Quechua sprach.


Nach dem mehrstündigen Aufstieg raus aus dem Tal begann es zu dämmern und wir benötigten dringend Wasser für das Abendessen und den morgigen Tag. Einen Fluss oder Bach gab es weit und breit nicht. So klopften wir bei Campesinos an und baten um einige Liter Wasser. Erst beim zweiten Anlauf stiess unsere Bitte auf offene Ohren, da die Flüssigkeit per Camion von weit her geholt werden muss und entsprechend rar ist. Mit einigen gefüllten Flaschen im Gepäck und sichtlich erleichtert suchten wir einen ebenen Platz, wo wir campierten.

An diesem Abend entschlossen wir einstimmig, dass wir ab heute auf dieser Höhe keine Pasta und kein Reis mehr zubereiten werden. Die pampigen und teigigen Hörnli waren nur dank Oliven und Peperoni knapp geniessbar.


Für die ca. 3-stündige Etappe bis ins nächste Dorf blieb uns nur wenig Wasser übrig, welches eisern eingeteilt werden musste. Die schweisstreibende Piste und die heissen Temperaturen trockneten unsere Kehlen aus, so dass wir "halb verdurstet" in Totora bei einem Laden ein 2-Liter-Fanta im Handumdrehen leerten.

Ab jetzt war wieder Teer und vor allem Abfahrt angesagt, zumindest bis ins Dörfchen Epizana. Hier stach uns vor allem eines ins Auge: das Hotel Hilton. Nicht scheu und fast aus Jux erkundigten wir uns über eine Übernachtungsmöglichkeit und bezogen ein Zimmer. An die Luxus-Hotelkette Hilton erinnerte jedoch weder das Plumpsklo, die Zimmertür ohne Türfalle und Schloss noch die Tatsache, dass wir zum duschen über die Strasse ins Haus der Hotelbesitzerin durften/mussten.

Jetzt trennte uns nur noch der 3600 Meter hohe Paso Siberia von Cochabamba. Diesen namen wir tags darauf mit starkem Seitenwind in Angriff. Entlang eines fruchtbaren Tales stiegen wir quasi den ganzen Tag kontinuierlich leicht hinauf, bis unser Höhenmesser und eine Ortstafel auf die Passhöhe hinwiesen. Die Bauern bewirtschaften hier Felder, welche bis weit an die Berghänge hochreichen, mit Mais, Kartoffeln und Soja.


An einem idyllischen Bach auf der anderen Seite des Passes erspähten wir das ideale Nachtlager. Nach dem Einholen der Erlaubnis bei den "Nachbarn" zapften wir frisches Wasser aus dem Bach und genossen ... richtig, keine Pasta, sondern Kartoffelstock mit frischer Tomatensalsa. Am nächsten Morgen überraschte uns die Nachbarsfrau mit einer Tasse heissem "Tojori", einem Maisgetränk mit Zucker und Zimt. Lecker!


Die letzten Stunden hauptsächlich bergab brachten uns schliesslich in die Grossstadt Cochabamba. Unsere Taktik, erstmals richtung Zentrum zu fahren, führte uns durch einen riesigen Strassenmarkt mit dichtem Gewühl aus hupenden Autos, Passanten, Verkäufer(innen) und unzähligen Ständen mit frischen aufgehäuften Früchten und Gemüsen. Wir zirkelten unsere Gefährte erfolgreich durch die Menge und stiegen in einem Hostal ab, wo der Innenhof mit farbigen Blumen bepflanzt ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sali Ihr Zwei, schöni Bilder mached Ihr und coole Sachen Ihr Erlebt, gibt immer ein schönen Eindruck wohner sind und wies dort gerade aus seiet. Wünsch euch weiterhin noch viel Abenteuer und Gesundheit.
Gruss Yves v/o Avanti

Anonym hat gesagt…

Hola

Adrian ist in den letzten Zügen seiner Reisevorbereitungen und ich habe mir wieder einmal eine elektronische Reise gegönnt - 20%-iges Feriengefühl mit Lesen Eures Blogs! Es sind einige bekannte Orte, welche ich in bester Erinnerung habe. Ich würde Adrian am liebsten begleiten.
Gruess

Cy