Freitag, 17. Oktober 2008

Von Sucre nach Aiquile

Sucre ist mit seinen herrlichen Kolonialstilgebäuden, weissgetünchten Kirchen mit ihren sichtbaren Glockenspielen und seiner grünen Plaza wahrscheinlich die schönste Stadt in Bolivien. Wir quartierten uns im Zentrum, gerade gegenüber des lebendigen und farbenfohen "Mercado Central", in einem angenehmen Hostel ein und hatten der Aufenthaltsbewiligungs-Geschichte wegen vier Tage Zeit um die schöne Stadt zu geniessen und uns auszuruhen.


Am Sonntag fuhren wir mit dem Bus ins kleine Dörfchen Tarabuco, welches für seinen traditionellen Sonntagsmarkt bekannt ist. Wir vergnügten uns einige Stunden mit beobachten, staunen, probieren und natürlich kauften wir auch diese und jene Kleinigkeiten.


Schliesslich mussten wir unseren Aufenthalt in Sucre unfreiwilig noch um zwei weitere Tage verlängern, da unsere Verdauungstrackte von unserer Probierfreudigkeit unbekannter Speisen nicht so begeistert waren, sprich da eine dieser Speisen möglicherweise mit verdorbenen Zutaten zubereitet wurde. Nachdem wir den Grossteil dieser zwei Tage mit schlafen verbracht hatten, gönnten wir uns am Abend vor unserer Abreise noch einen Besuch im modernen Kino von Sucre.

Einmal mehr war es nicht ganz einfach, den richtigen Weg aus der Stadt heraus zu finden. Nach einem zügigen Anstieg fiel uns auf, dass in regelmässigen Abständen Hunde am Srassenrand lagen und friedlich auf irgendwas zu warten schienen. Wir haben gelesen, dass dies in Bolivien vor langen, steilen Abfahrten üblich ist, da die Lastwagenfahrer diese Hunde scheinbar füttern um die Geister milde zu stimmen, damit sie die Abfahrt heil überstehen.

Es kam dann tatsächlich eine lange Abfahrt in ein schönes Flusstal. Hier wurden die Temperaturen merklich wärmer. Wir folgten dem Flusslauf auf leicht hügeligem Profil durch kleine Dörfchen und wurden immer wieder von heimkehrenden Schulkindern begleitet und bestaunt und hörten nicht selten die uns bekannten Gringo-Rufe.


Abends machten wir im kleinen Örtchen Puente Arce halt. Der freundliche Besitzer des Dorfladens offerierte uns, wir könnten in einem der zahlreichen leerstehenden Gebäude nebenan übernachten. Diese waren jedoch so schmutzig, dass wir diesen Staub unseren Schlafmatten und -säcken nicht zumuten wollten. Der überdachte Fuss- und Basketballplatz schien uns seiner Ebenheit wegen ein geeigneter Ort, um das Zelt aufzubauen. Als uns die Anwohner dann sagten, dass morgen früh hier der Markt stattfinden wird, änderten wir aber unsere Meinung.

Auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz kamen wir an der ausrangierten Dorfkirche vorbei und staunten nicht schlecht, als uns beim hereinschauen ein grunzendes Schwein begrüsste. Schliesslich bauten wir das Zelt unten am Fluss auf und gingen bald darauf zurück ins Dorf zum Abendessen. Zwei unabhängige Quellen verrieten uns da, es habe gefährliche Schlangen unten am Fluss und sie würden also nicht da übernachten. Wir verschlossen vor dem Schlafengehen alle unsere Taschen im Vorzelt "Schlangendicht", liessen uns ansonsten aber nicht weiter einschüchtern und bekamen auch keines dieser Viecher zu Gesicht.

Die Nacht und auch der kommende Tag waren richtig warm. Bei Puente Arce endete die Teerstrasse und ein langer, beschwerlicher Anstieg auf -allerdings recht guter- Kiesstrasse erwartete uns. Die noch nicht ganz wiederhergestellte Fitness litt zusätzlich unter der ungewohnten Wärme und vorallem unter den Staubwolken die uns jedes Mal einhüllten, wenn uns ein motorisiertes Fahrzeug überholte oder kreuzte.


Müde und eschöpft schlichen wir abends den letzten, steilen, endlos erscheinenden Anstieg hoch und freuten uns über die Belohnung: eine 6 Kilometer lange Abfahrt, die uns nach Aiquile, die "Hauptstadt des Charangos" brachte. Charangos sind wie kleine Gitarren, die aus Holz oder -etwas weniger tierfreundlich- aus Panzern von Gürteltieren gefertigt werden.

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