Samstag, 4. Oktober 2008

Uyuni bis Potosí

Relaxen in Uyuni

Im Dorf Uyuni erholten wir uns von den Strapazen der vergangenen 3 Wochen. Hier gibt es zwar für den Touristen ausser dem Eisenbahnfriedhof (den wir ausgelassen haben) nicht allzu viel zu sehen, aber für uns Radler genügen nach einer Weile ausserhalb der Zivilisation schon ein Restaurant, ein Internetkaffee und einfach mal ein velofreier Tag. Uyuni ist hauptsächlich Ausgangspunkt für Touren auf den Salar und das Gebiet der Lagunen.


In der Näherei liess sich Didi zwei neue Reissverschlüsse in seine Windstopperhosen einnähen, da diese unter Verstopfung durch Sand und Staub den Geist aufgegeben hatten. Wie schon bei den chilenischen Kollegen ist auch bei den bolivianischen Handwerkern ein gewisses Mass an Hartnäckigkeit erforderlich, damit man erhält was man will. Anfänglich hatte der Meister gar keine Reissverschlüsse, 5 Minuten später kramte er einen Sack voller ebensolcher hervor, in verschiedenen Farben, Längen und Ausführungen. Nebenbei: der Preis für das Material und die Arbeit war umgerechnet ca. CHF 3.-, Bolivien live.

Weiterfahrt nach Potosí

Einige Tage später traten wir den Weg richtung Potosí an. Dieser ist, wie fast alle Strassen im Südwesten von Bolivien, nicht geteert und entsprechend staubig. Die Route führte uns über einen 600m höheren Pass, vorbei an kleinen Bergdörfern und über eine steppenähnliche Hochebene.


Kurz nachdem wir uns entschieden hatten, nach einem Nachtlager Ausschau zu halten, befuren wir eine Baustelle, welche sich über die nächsten ca. 100km erstrecken sollte. Also nichts mit idyllischem Schlafplatz. Etwas abseits der Baumaschinen hinter einem Hügel kamen wir trotzdem zu unserer Nachtruhe - hier wird während 24 Stunden gearbeitet.


Leider fühlte sich Didi am nächsten Tag so schlecht, dass er das wenige Frühstück nur mit Mühe behalten konnte. So beschlossen wir, bis zum nächsten Dorf Ticatica zu radeln und dort weiter zu entscheiden. Der Entscheid fiel dann einstimmig: wir suchten (also Katja suchte, Didi lag wie eine tote Fliege am Schatten) eine Unterkunft und Didi verbrachte den ganzen Nachmittag im Bett. Katja nutzte die Zeit und aktualisierte ihr Tagebuch, worin sie einige Tage im Rückstand war.


Die "Unterkunft" hatte übrigens fliessend Wasser. Zwar nicht am Hahn, sondern in einem kleinen Kanal, welcher durch dieses und die benachbarten Grundstücke floss. Hier wusch man sich und schöpfte Wasser für die WC-Spülung.

Wieder etwas bei Kräften setzten wir die Reise am nächsten Tag fort. In dieser Region ist das Altiplano nicht "plano", sonder vor allem "alti". Über recht strenge Pässe auf steiniger Piste kamen wir von einem Tal ins nächste, passierten Ziegenherden und weidende Lamas. Da im nächsten Dorf (Chaquilla) die einzige Unterkunft ausgebucht war, stellten wir unser Zelt am Dorfrand in den Windschatten eines verlassenen Innenhofes zwischen verfallenen Steinhäusern.


Während wir unser Nachtessen kochten, trieben die Dorfbewohner die Lamas zusammen und pferchten sie über Nacht in ebensolchen Steinverschlägen ein. Verwunderte Blicke fielen auf unser Nachtlager aber alle grüssten uns freundlich (wir natürlich auch) und man liess uns in Ruhe.

Weniger Ruhe hatte Didi diese Nacht mit seinem Bauch, welcher ihn 5 mal zum Aufstehen und zum Erledigen vom dringenden Geschäft zwang (Toilette nicht vorhanden...). Entsprechend schlecht war seine Verfassung am nächsten Morgen und wir beschlossen, bis zur nächsten Stadt Potosí den Bus zu nehmen. Wir setzten uns (wie eine Anzahl anderer Dorfbewohner) an den Strassenrand und warteten den Bus ab, welcher ca. 2 Stunden später heranbrauste.


Selbstverständlich könne er uns samt Velos mitnehmen, meinte der Chauffeur. So hievten wir die Räder auf den Dachträger und stiegen in den Bus - Hoppla, dieser war auf den letzten Platz besetzt und die ausschliesslich indigenen Passagiere sahen uns mit grossen Augen an, als wir uns hereinzwängten und unser "Handgepäck" in der Hutablage deponierten. Der Chauffeur winkte uns zum Glück zu sich in den Führerraum, wo wir somit zu siebt (!) die nächsten 2 Stunden der schaukelnden Fahrt verbrachten. Kurz vor der Endstation in Potosí musste der Bus dann noch aufgrund von Überhitzung eine kurze Pause einlegen, bis die Copilotin mit zwei Kanistern voll Wasser die Motortemperatur normalisiert hatte.

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