Freitag, 24. Oktober 2008

Zurück ins Altiplano

Cochabamba

Der Vorteil einer Grossstadt ist die kulinarische Vielfalt: als Abwechslung zum bolivianischen Standardmenü ("Arroz, Papa y Pollo" = "Reis, Pommes und Poulet") genossen wir bei einem Italiener delikat grilliertes Gemüse und Salat. Unsere angewachsene Lust nach etwas knackigem und grünem konnte so wenigstens etwas gestillt werden.

Die Pneus unserer Räder wurden von Dornen und Nägeln befreit und die Felgen zentriert. So konnten wir neu gestärkt und vorbereitet die nächste Etappe bis nach La Paz in Angriff nehmen.

Weiterfahrt

Auf einer stark befahrenen Hauptstrasse quasi durch die Gewerbezone verliessen wir Cochabamba, teilweise sogar auf einem Radweg.


Entlang der Strasse befanden sich unzählige Werkstätten/Garagen, Ziegeleien und Comedores (Imbissbuden). Nach 30km begann dann der Aufstieg von 2500 auf 4600m.ü.M. Mit uns war auch dieser Eseltreiber unterwegs, welcher gerade ein Fuder Gras in Sicherheit brachte.


Nach 3 Stunden Anstieg setzte nämlich plötzlich ein heftiges Gewitter ein. Seit Monaten hatten wir tagsüber keinen Regen mehr erlebt! Glücklicherweise passierten wir gerade ein paar Häuser, so dass wir in einem kleinen Laden unterstehen und warten konnten, bis das Gröbste vorbei war.

Auf halbem Weg zur Passhöhe (nach immerhin 1000 Höhenmetern) übernachteten wir im Zelt und setzten die Fahrt am nächsten Tag fort. Interessant war, dass sich auf der Passhöhe sicher 15 verschiedene Restaurants mit Miniläden befanden. Hier stockten wir unsere Schoko-Reserven auf.

Es war unübersehbar, dass heute Sonntag war. Die Leute in den Dörfern trugen ihre schönsten Sonntagskleider und trafen sich auf dem Dorfplatz. Es wurde gegessen, lautstark Volksmusik gehört und die Jungen spielten Fussball. Scharen von Kindern versammelten sich um uns, wenn wir gelegentlich anhielten um das Treiben zu beobachten.

Im Dorf Japo versuchten wir zuerst, im "Centro de Medico" unterzukommen. Von anderen Radlern haben wir erfahren, dass man im Sanitätsposten die Nacht am "Schärme" verbringen könne. Die Chefärztin verwies uns jedoch weiter zum Handwerkszentrum mit Unterkunft. In dieser Werkstatt stellen die Frauen aus der Umgebung auf traditionellen Webstühlen Stoffe her, welche dann zu Kleidern, Tüchern oder Taschen weiterverarbeitet werden. Nebenbei betreiben sie auch eine Unterkunft.


Völlig unerwartet kamen wir so zu einem richtigen Bett, einer heissen Dusche und sogar einer Küche, wo wir unser Nachtessen zubereiten konnten. Eigentlich hätten wir gerne auswärts gegessen, dies sei jedoch hier im Dorf nur an einem Tag pro Woche möglich - heute war nicht dieser Tag.

Am Strassenrand trafen wir auf der Weiterfahrt einen Typen, welcher Kartoffeln verkaufte und wir quatschten eine Weile mit ihm. Der fotografierte Hemden-Tausch kam leider nicht zustande, da er ein anderes/sauberes T-Shirt von Didi wollte. Also eigentlich wollte er nur den Inhalt unseres Gepäcks sehen...


Nach einigem Auf und Ab öffnete sich das Tal und wir fuhren hinaus in die grosse Ebene des Altiplano. Hier sichteten wir seit langem wieder weidende Lamas, Frauen mit Melonen statt Strohhüten und pflügende Ochsen.





Beim Blick über die weite Ebene stechen einem immer wieder kleinere oder grössere Sandwirbel (so genannte "Staubteufel" oder "Dustdevils") ins Auge, welche durch thermisch aufsteigende Luft entstehen. Hier ein ziemlich eindrückliches Exemplar.


Im Ort Caracollo fragten wir in verschiedenen Unterkünften nach einem Schlafplatz. Bis auf eine wurden wir jedes mal enttäuscht - nicht, weil es kein Platz hatte, sondern keine Duschmöglichkeit. Ein Hostelbesitzer argumentierte, wir könnten uns im nahen Dorfbach waschen. Nur, dass dieser im Moment keinen Tropfen Wasser führte, war ihm glaub nicht bewusst.


Der letzte Tag auf dem Weg nach La Paz war dann der längste und strengste. Auf den über 100km hatten wir ständig leichten Gegenwind. Unterwegs trafen wir die beiden Holländer Radler Wouter und Will, welche das gleiche Ziel hatten wie wir. Wouter ist bereits seit 18 Monaten unterwegs, beradelte Asien, Südafrika und jetzt Südamerika.


Ankunft in La Paz

20km vor La Paz erreichten wir das Häusermeer von El Alto, der Vorstadt von La Paz. In Wolken von Abgasen und entlang einer endlos erscheinenden staubigen Hauptstrasse durch die Backsteinmauern gelangten wir endlich an die Kante des Canyons, worin sich La Paz ausbreitet.


Eine rasante Abfahrt folgte und wir fanden uns einmal mehr mitten in einem belebten südamerikanischen Strassenmarkt wieder.

Es gibt zwei Methoden, wie wir in einer uns unbekannten Grossstadt Orientierungshilfe bekommen. Entweder wir fragen aktiv einen Ortsansässigen oder - diese Variante verwenden wir öfters und lieber - wir halten einfach an einem menschenreichen Platz und warten, bis uns jemand anspricht. Diesmal waren es zwei uniformierte Polizisten, welche uns "gwundrig" ausfragten und uns breitwillig den Weg zu unserem Hostel erklärten.

Nach dieser 105km-Etappe gönnten wir uns ein ausgiebiges Nachtessen, mit Salatteller, Fleisch, Pommes und einem grossen Stück Schokoladentorte zum Abschluss.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Momol Didi, chics hämmli wo du da häsch, sexy sexy;)))

Grüessli us de schwiiz Lea